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IV, Physiologie.
Hältnisse wurden namentlich von Urbantschitsch und Preyeruntersucht. Noch unaufgeklärt ist die sogenannte auäitiorieolores, die darin besteht, daß man bei der Wahrnehmung be-stimmter Töne ganz bestimmte Gesichtsempfinduugen hat, also z. B.bei einem fixierten Tone plötzlich rot oder grün sieht. — Daselektrische Verhalten des nervus aeastieus wurde von Brennerin einer „akustischen Normalformel" ausgedrückt: das Ohrnimmt beim Kathodenschluß eine Gehörswahrnehmnng wahr, diebei der Anodenöffnung auch vorhanden, aber geringer ist. Nachdem Pflügerschen Gesetz erzeugt die Kathodenschließung Klingen,die Anodenöffnung ein tiefes Sausen, welche Reaktion auch beivölliger Taubheit erhalten bleiben kann.
Zerschneidet man die Bogengänge des Labyrinths, so tritt nachden Untersuchungen von Flourens keine Schwerhörigkeit, wohlaber ein charakteristischer, auf Störungen des Gleichgewichts be-ruhender Schwindel auf, wobei besonders die in der Richtungder verletzten Seite pendelnden Kopfbeweguugen auffallen. Breuerfand diese Gleichgewichtsstörungen auch bei mechanischer oder ther-mischer Beeinflussung der Bogengänge, und Landois sah sie auf-treten, wenn man dieselben mit Kochsalzlösung bestreicht. So kamGoltz darauf, die Labyrinthbogengänge als ein Sinneswerkzeug fürdie Gleichgewichtsstellung des Kopfes anzusehen, und Mach meiutesogar, die Wahrnehmung der Kopfbewegung hinge von der Unver-letztheit der Bogengänge ab. Jedenfalls sind sie ein Sinneswerkzeug,dessen Zerstörung heftigen Schwindel nach sich zieht. Nach Jameskönnen Taubstumme nicht schwindlig werden (?). Tiere mit ganzeinsachem Gehörorgan, das nur aus einem Bläschen besteht, andessen Wand sich der nervus aoasticus ausbreitet (Medusen, Ringel-würmer), haben im Innern des Bläschens einen oder mehrereOtolithen, die je nach der Körperhaltung ihre Lage verändern undso das Gleichgewicht regulieren (Engelmann). Wegen der ihnendamit zugemuteten Funktionen schlug Verworn den Namen Stato-lithen vor. Die Theorie von der Wichtigkeit des Bogengangesdes Labyrinthes für die Schwindellosigkeit wird bestätigt durch diesogenannte Menieresche Krankheit, die mit Schwindel nnd Er-brechen einhergehend auf einer Verletzung des Labyrinthes beruht.