Spektralanalyse.
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indem der chemische Charakter der einzelnen Drüsensekrete destierischen Körpers aufs genaueste studiert wurde und das wechsel-seitige Verhältnis derselben untereinander. Ferner wurde das Blut,die Milch und die Lymphe erforscht, ebenso der Schleim und derSchweiß, das Sperma nicht minder wie die Ovula. Eine Reihevon Beobachtern beschäftigte sich mit der chemischen Natur der End-produkte des Stoffwechsels (Urin uud Fäces) nnd zeigte, aus Ver-änderungen derselben auf die Krankheiten des Körpers SchlüsseZiehen zu können. Gerade die Geschichte der Physiologie würdeBände füllen, wenn man allen gerecht werden wollte, welche in diesemgroßen Wissenszweig mitgearbeitet haben; wir mußten uus insolge-dessen darauf beschränken, nur das Allerwichtigste anzugeben, umdie anderen Fächer, deren noch viele der Besprechung harren, uichtverkürzen zu müssen. —
Nicht zu vergessen ist aber eine Entdeckung, die uusere Kennt-nisse wesentlich erweitert, nämlich die von Buusen uud Kirchhofsbegründete Spektralanalyse (1860). Vermittelst derselben ist esmöglich, gewisse chemische Stoffe, auch wenn sie nur in Spurenvorhanden siud, au deu eigentümlichen Linien zn erkennen, diedurch dieselben in das bekannte Spektrum hineingezeichnet werden.Man hat ans diese Weise nicht nur neue Elemente, wie das Caesiumund Rubidium gefnnden, sondern auch eineu Anhaltspunkt für dieZusammensetzung der Sonne, des Mondes nnd anderer Himmels-körper erhalten, uud schließlich kann mau mit Hilfe der Spektral-analyse wichtige Farbstoffe des Pflanzen- uud Tierreiches selbst inden geringsten Mengen nachweisen, was besonders in gerichtlich-Medizinischer Hinsicht (Nachweis von Blut ?c.) von höchsten: Werteäst. Für medizinische Zwecke ist es nicht immer nötig, den großenvon Bunsen und Kirchhofs angegebenen Apparat zn benutzen,man kommt vielmehr auch mit einem von Browning angegebeneneinfachen Taschenapparat aus. Schließlich genügt ein einsachcsSpektroskop (Muschel) ohne Linsen, weuu man sich erst einigeÜbung im Untersuchen augeeignet hat.
Zu denjenigen Errungenschaften, welche, auf Physiologisch-chemischem Boden erwachsen, die Medizin umgestalten sollten, gehört
.auch die Lehre von der Gärung. Der alte Glaube, daß es sich
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