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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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Pettenkofer .

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frühzeitig nahm er an, das; der Krankheitserreger ein Lebewesen,ein Bacillus ist, welcher mit den Exkrementen entleert, im Vvdenweiter gezüchtet lind von dort aus aus andere Menschen übertragenwird. Aber nicht nur die örtliche und zeitliche Disposition ist zumEntstehen der Krankheit notwendig, der betreffende Mensch mußauch eiue individuelle Dispositiou haben, um vou dem durchdie Luft verbreiteten Keim des Typhus uud der Cholera ergriffenzu werden. So war Pettenkofer ein Gegner der Trink-wassertheorie geworden, was ihm vou vielen Seiten heftige An-feindungen zuzog. Aber er blieb feft uud suchte seine Widersacherdurch die Wucht seiner Beweismittel zu bekehren. Damit hattePetteukofer auch indirekt ausgesprochen, daß die Versorgung mitreinem Trinkwasser allem nicht genügt, um einen Ort zu fauiereu,es muß auch der Boden gereinigt werden, indem man eine guteKanalisation einführt und gleichzeitig einer weiteren Durchseuchungdes Bodens vorbeugt.

Pettenkofers Streben ging dahin, München hygieinischzn einer Musterstadt zu machen. Durch die Errichtung desgroßeir Ceutralschlachthauses wurdeu mit Eiueiu Schlage die vieleuIchlachtstätten in allen Teilen der Stadt beseitigt, und damit dieHanptqnelle für die Verunreinigung des Bodens verstopst. EinKanalnetz mit regelmäßiger reichlicher Spülung und richtigem Ge-falle durchzieht die Stadt, und so kam es, daß München typhusfreiwar, drei Jahre vor Vollendung der ueuen Hochauelleilwafserleituug,die ja an sich anch ein hygieinisches Meisterwerk ist. Damit erklärtes sich auch, warum Pettenkofer ein Gegner aller Quarautäne-maßregelu war, die als der Ausfluß eiuer durch uichts bewiesenen,wahrscheinlich nur vvrübergeheud herrschenden Thevrie anzusehensind. Er verurteilte alle internationalen Verkehrsbestrebungen undstellte deil Lehrsatz auf, daß man immer uud zu allen Zeiten diehygieinischen Schädlichkeiten beseitigen müsse, dann kann man derdrohenden Cholera, wenn sie jemals ihre endemischen Grenzenüberschreitet, ruhig entgegensehen. Da auch damit die herrschendePraxis als falsch bezeichnet worden war, in Zeiteu der Notmit Karbol zu wirtschaften und allerseits Räucherungs- nndQuarantänestationen zu errichten, so wnchs die Zahl der Gegner