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(1831—1896) war lange Zeit Chef des Bayerischen Medizinal-wesens. Er redigierte viele Jahre hindurch die „FriedreichschenBlätter für gerichtliche Medizin" nnd war ein warmerProtektor namentlich jüngerer Ärzte, denen er den Weg zu litte-rarischen Veröffentlichniigen nach Kräften ebnete. Seine General-berichte über das Sanitätswesen im Königreiche Bayern find wertvolle Dokumente seines umfassenden Fleißes; seine übrigenzahlreichen Arbeiten betreffen die verschiedensten hygieinischen Fragen,namentlich aber auch die Geschichte der Medizin. Kerschensteiuer,der eine glänzende Laufbahn absolvierte, war zwar nicht Hygieinikervon Fach, aber in seiner einflußreichen Stellung konnte er deraufstrebenden Disciplin und deren Vertretern die wertvollstenDienste leisten.
August Hirsch (1817—1894) ist neben Häser der bedeutendsteHistoriker nnter den Medizinern. Aber auch als Hygieiniker hat ersich große Verdienste erworben. Sein „Handbuch der historisch-geographischen Pathologie" (1864) wurde ins Englische über-setzt und brachte ihm eine Berufung an die Berliner Hochschule.Gründer und Mitglied der Cholera-Kommission für dasDeutsche Reich, bereiste er 1873 die vvu der Cholera heim-gesuchten Gegenden in Westpreußen nnd Posen und ging im Jahre1879 als Abgesandter der deutscheu Regierung nach Rußland , umdie im Gouvernement Astrachan herrschende Pestepidemie zu studieren.Die Früchte dieser Reisen waren mehrere Arbeiten über die Gefahren,die uns von der Pest drohen und über „Schutzmaßregeln gegendie vom Ausland drohenden Bolksseuchen". Von ihmstammen endlich noch die im Auftrage des Königs Maximilian vonBayern von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften heraus-gegebene „Geschichte der medizinischen Wissenschaften inDeutschland ", sowie das „Biographische Lexikon der hervor-ragenden Ärzte aller Zeiten und Völker". Es ist kanm zuübersehen, was er alles in seinem langen Leben geleistet hat; seiuestaunenswerte Litteraturkenntnis, sein reger Sammeleifer und seineKonsequenz in der Erreichung eines einmal gesteckten Zieles, nichtminder aber seine wissenschaftliche Ausbildung sichern ihm die An-erkennung seiner Zeitgenossen und den Ruhm der Nachwelt. —