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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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Ernährungshygieine.

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Soldaten anstellte, ergaben, daß dieselben nicht genügend ernährtsind, weshalb sich auch die Spitäler füllen, wenn größere An-forderungen an die körperliche Leistungsfähigkeit gestellt werden; erverlangt pro Mann im Frieden 119 g Eiweiß, 56 Z Fett und485 Z Kohlehydrate, im Felde 145, 100, 447. Der PreußischeSoldat erhält im Krieg 138, 58 nnd 586, für die Occupations-trnppen wurden im deutsch -französischen Kriege 159, 285 uud 331verlaugt, woraus zu schließen ist, daß man schon damals, wo dieEruähruugsfrage uvch uicht so eingehend bearbeitet war, dasRichtige kannte. In den Gefängnissen, wo der Insasse nichtFett ansetzen soll nnd auch uicht viel von seiner körperlichen Kraftverlangt wird, kann selbstverständlich von Überernährung keineRede sein. Die Uutersuchuugeu habeu ergebeu, daß es mitunter ander richtigen Abwechselung fehlt und daß es hygieinisch unrecht ist,alle Genußmittel zu verbannen; die Folge dieser Überlegungen wardie Genehmigung des in der Gefängniskost berühmten Herings. AufGrund des Voitscheu Schemas gelang es, im Laufe der Zeit dieKost uicht nur der Freilebenden, sondern noch mehr der in einzelnenAnstalten (Gefängnissen, Kasernen, Waisenhäusern ?c.), anch die inden Volksküchen verabreichten Speisen so zusammenzusetzen, daßnunmehr von einer wissenschaftlichen rationellen Ernährung dieRede sein kann.

Die Nährstoffe enthalten Wasser, Fett, Kohlehydrate nndmineralische Stoffe. Außer den Nährstoffen nimmt der Menschauch Stoffe auf, welche zur Ernährung eigentlich überflüssig siud,aber durch ihren Gehalt an Reizmitteln anregen; man heißt die-selbenGenußmittel". Das Wasser, dessen täglicher Bedarfauf 3000 A geschätzt wird, ist in allen Nahrungsmitteln reichlich vor-handen, es hat nach den Untersuchungen von Voit einen großenEinfluß auf den Ablauf des gesamten Stoffwechsels. Menschen,die sich hauptsächlich von Kohlehydraten ernähren, zeigen einengroßen Gehalt der Gewebe an Wasser und magern rasch ab, wennsie eine mehr eiweißreiche Kost erhalten. Es wird deshalb beimMilitär öfter die Beobachtung gemacht, daß Rekrnten, welche diegute Fleischkost nicht gewohnt sind, sondern früher von Brot undKartoffeln lebten, anscheinend in der Ernährung, wenigstens an-