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VI. Hygieine.
hat, daß ein Wohnhaus mit drei Etagen zu je fünf Zimmernca. 85 000 1 Wasser in seinen Mauern enthält. Bevor diese durchdie Wirkung der Luft, d. h. durch die Ventilation nicht beseitigtsind, ist das Haus nicht als bewohnbar zu bezeichnen. EineMethode, den Wassergehalt der Wände sicher zu bestimmen, stammtgleichfalls von Pettenkofer , der damit der Baupolizei ein sehrwertvolles Gescheut gemacht hat.
Von großer Bedeutung ist auch das Wärmeleituugsver-mögen des Baumateriates. Während die Luft in den Materialiendie Wärmeleitnng erhöht, wird dieselbe durch Wasser vermindert.Interessante Versuche darüber hat Flügge angestellt. Endlich hatdie Hygieine noch eine Quelle von Schädlichkeiten in den Neubautenherausgefunden, nämlich die Füllung der Zwischenbö'den durch ge-wöhnlichen Bauschutt, der mit allen möglichen Dingen verunreinigtsein kann. Namentlich Emmerich hat diese Frage in eingehenderWeise behandelt und auch Epidemien aus Verunreinigungen desHanses, die aus diesem Wege zustande gekommen sind, nachgewiesen.Man nimmt nunmehr ans Grund der Erfahrungen der Hygieinikerals Füllmaterial klein gestoßenen Koaks oder ähnliches, sanitärnicht zu beanstandendes Material nnd wenn man in den Schul-häusern, Krankenhäusern, Gefängnissen?c. Parkettböden legt, so istdieses kein Zeichen eines fortschreitenden Luxus, sondern ans dieeinfache Überlegung zurückzuführen, daß die Fugen dieser Fuß-böden kein Schmutzwasser durchlassen, welches die Zwischeubödeninfizieren kann.
Je enger die Menschen zusammenwohuen uud je schlechter dieWohuuugsverhältuisse sind, um so größer ist die Sterblichkeits-ziffer. In London wohnen in einem Haus acht Einwohner, dorttreffen auf 1000 Einwohner durchschnittlich 24 Sterbefälle, inWien bewohneu 55 Menschen ein Haus und die Sterblichkeit be-trägt 47 aus 1000. Noch genauer studierte diese VerhältnisseKörosi in Pest. Die Gesuudheitslehre verlangt für den Er-wachsenen einen Luftkubus von 25 edm, für ein Kind die Hälfte.Die Höhe der Zimmer darf in der Stadt nicht unter 2,75 rn, aufdem Lande nicht unter 2,6 m herabgehen. Selbstverständlich istauch für eine gute Ventilation zu sorgeu, auf welche wir später