260 VII- Chirurgie, Augen-, Ohren-, Zahnheilkunde.
Von Siebold (1736—1807) legte den Grund zu seinerpraktischen Fertigkeit in französischen Militärspitälern und machtespäter große Reisen in England, Frankreich und Holland , beiwelcher Gelegenheit er die bedeutendsten Chirurgen kennen lernte(Sabatier, Petit, Moreau, Le Cat, Hunter, Pringle,Bromfield, Gaub, Albin). 1766 zu seinem Lehrer, Stang,der Oberarzt der chirurgischen Abteilung des Juliushospitales inWürzburg war, zurückgekehrt, übernahm er 1779 das Amt einesProfessors der Anatomie, Chirurgie und Geburtshilfe (letztere bis1790) nnd beschränkte sich später auf die Führung der chirurgischenKlinik, besonders nachdem seit der Einverleibung Würzburgs in denbayerischen Staat (1802) die Professur der Auatomie von der derChirurgie abgetrennt worden war. Mit Siebold begann für dieWürzburger Uuiversität eine glänzende Epoche. Zahlreiche Aus-länder eilten in die schöne Frankenstadt, um sich in Chirurgie aus-zubilden; Göttiugeu mnßte zurückstehen, weil Würzburg in seinemJuliushospital ein für die damaligen Begriffe unübertrefflichesKrankenhans hatte. Er selbst machte keine epochalen Erfindungen;wie Richter hat er das Verdienst, des Auslandes Fortschritte unsDeutschen mundgerecht gemacht zu haben. Nach allen Überlieserungenwar er ein gewandter Operateur, außerdem aber auch ein Organi-sator ersten Ranges. Er bildete eine an tüchtigen Männern reicheSchule herau, in der sich besonders seine eigenen Söhne aus-zeichneten.
Um deu Werdegang der deutschen Chirurgie richtig zu ver-stehen, müssen wir im Auslande Umschau halten.
In Frankreich war für die Chirurgie unter Ambroise Pare ein goldenes Zeitalter angebrochen. Dieser fand einen würdigenNachfolger in Jean Lonis Petit; schon 1731 wurde die ^.oacksmisro^als äs eliirur^iö gegründet und damit der Chirurgie dieFreiheit gegeben. Die glänzendsten Namen sind mit dieser imJahre 1793 dnrch die Revolution wieder aufgehobenen Akademie ver-knüpft. 1794 wurden die Leoles äs sants geschaffen nnd damit warMedizin und Chirurgie wieder vereinigt. Bekannt aus jener Zeitist Antoiue Lonis, welcher bei Blutungen nach Amputationen stattder Tourniquets die Digitalkompresfivn empfahl. Der bedeutendste