454 VIII. Innere Medizin und deren Hilfswissenschaften.
schickt, woselbst er die neugegründete Stelle eines Chefs des Medi-zinalwesens bekleidete. Nach München zurückgekebrt, beschäftigte ersich mit statistischen Fragen, vvr allem aber mit Humanitären Ein-richtungen und gründete eine Heilanstalt für arme Kranke und dieersten Krippen in München . Nm die gleiche Zeit erschien KarlGustav Mitscherlichs (1805—1871) „Lehrbuch der Arznei-mittellehre" (1837—1846). Er erkannte frühzeitig den Wertdes Tierexperimentes für die Pharmakologie und hat in seinenverschiedenen Arbeiten auch immer darauf Bezug genommen. Ihmschließt sich Rudolf Buchheim (1820—1878) an, der zuerst iuDorpat , dauu iu Gießeu lehrte und das erste pharmakologischeInstitut in Dorpat gründete. Zahlreiche Arbeiten gingen ausseinem Institute hervor, sein Hauptwerk ist ein „Lehrbuch derArzneimittellehre" (1856). Nicht minder thätig waren FriedrichAugust Flückiger (1828—1894), der sich mit dem Studium derEhiuariude beschäftigte und historische Abhandlungen über sein.Fach verfaßte und Johann Andreas Buchner (1783—1323), dermit seinem Sohne Ludwig Andreas Buchner (1813—1899) dasRepertorium der Pharmacie" bearbeitete. Von dem jüngerenBuchner stammen wertvolle Arbeiten über die Substanzen desPfeilgiftes und über Arsen. Die österreichische Pharmakologie wirddurch Karl D. vou Schroff (1802—1887) vertreten, der gleich-falls ein Lehrbuch hinterlassen hat. Von Ludwig Traube habennur die Aussehen erregenden Untersuchungen über die Wirksamkeitder Digitalis, womit der Anfang zur Begründung der Lehre vonden pharmakologischen Herzmitteln gemacht worden war. Es wargerade diese Veröffentlichung von hohem Werte für die inuereMedizin, denn sie siel in die Zeit, in der die Wiener Schule denabsoluten Nihilismus predigte.
Was der Arzneimittellehre gewaltigen Vorschub leistete, wardie Gründung von Pharmakologischen Instituten an den Univer-sitäten; so entstand das erste in Marburg (1867), das Würzburger(1872), in welchem Jahre auch das Berliner entstand (Liebreich)und das Straßburger (Schmiedeberg). Jüngeren Datums sinddas Münchener (Tapp ein er), Erlanger (Penzoldt) und Heidel-berger (1891). Nur wenige Universitäten haben kein Institut.