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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
Entstehung
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505
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Der Soxhlet-Apparcit, 505

Auch eine andere Kategorie von Schädlichkeiten wird durchdie Sterilisierung auf ein Minimum herabgemindert, die Ver-nnreinigung durch Bakterien, welche aus dem Staub der Ställe,aus den Exkrementen der Tiere, den Händen der Melker, demSpülwasser der Milchgefäße, den Seihtüchern und all den Mani-pulationen, denen die Milch auf dem weiten Weg von der Kuh biszum Produzenten unterworfen wird, iu die Milch gelangen. Manhat sogar geglaubt, daß Maul- und Klauenseuche durch die Milchübertragen und durch deren Sterilisierung verhütet werden kann,aber einmal ist sicher, daß bei der heutigen strengen Kontrolle derStälle die verdächtigen Tiere rasch entfernt werden und andererseitshat man sich zu überlegen, daß die Frauenmilch dem Kinde inungekochtem Zustande gegeben wird, also ein vorheriges langesKochen des Ersatzmittels doch nicht den Anforderungen der Naturentspricht, um so mehr als die Eiweißkörper durch diese ProzedurenModifikationen erleiden, die man nicht wünscht. Man hat deshalbeinen Kampf gegen den Soxhlet-Apparat unternommen und diebleiche Gesichtsfarbe der Soxhlet-Kinder auf eine ungenügendeErnährung zurückführen zu können gemeint. Infolgedessen undauch, weil ein Forscher (Oppenheimer), von dem wir schon frühersprechen konnten, gefunden hat, daß sich durch längeres Kochenschweflige Säure entwickelt, die nicht nur den Wohlgeschmack derMilch beeinträchtigt, sondern auch der Gesundheit nachteilig werdenkann, wurde der Vorschlag gemacht und diskutiert, die Milch bloßzu pasteurisieren, d. h. längere Zeit auf 7080 Grad zu erwärmen,welche Methode die genannten Übelstände nicht haben soll. DieAkten darüber sind noch nicht geschlossen, aber so viel scheint ausallem hervorzugehen, daß man damit umgeht, das Soxhlet-Verfahren, welches durch seine große Reinlichkeit und durch diegenane Dosierung und Verdünnung der Milch in seinem Wertenicht zu unterschätzen ist, dnrch noch bessere Methoden zu ersetzen.

Das Verdienst, in der Säuglingsernährung den Anstoß zneiner Besserung gegeben zu haben, welche auch in den weiterenVolksschichten verständlich wird und durchgeführt werden kann,bleibt deshalb dem Münchener Forscher doch ungeschmälert. Vonseiten der Gegner Soxhlets werden zwei gewichtige Einwände