Print 
Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
Place and Date of Creation
Page
522
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image
 

522 X. Geistes- und Nervenkrankheiten und gerichtliche Medizin.

angenehmer zu gestalten und die für den einzelnen Patienten er-wachsenden Kosten zu vermindern.

Das Ideal liegt in der Vereinigung der geschlossenen undder offenen Anstalt, damit man jederzeit, wenn es nötig werdensollte, den Kranken die Freiheit gewähren, sie aber auch im Falleder Not augenblicklich isolieren kann. Von den Maueru derfrüheren Jrrenaustalteu ist wenig mehr zu sehen, wie auch dieVergitterungen an den Fenstern entweder ganz verschwunden sindoder doch einer Art des Gitters Platz gemacht haben, das demVorübergehenden, wie dem Kranken weniger auffällt. Das ausEuglaud importierte Offen-Thür(0x>en-Ooc»r)-System ist dasäußerste, was die moderne Humanität dem Kranken gewährt; manist auch daran gegangen, die Isolierzellen abzuschaffen und legtdie Neueintreteuden und auch die erregten Kranken ins Bett, solange, bis sie sich beruhigt haben. Diese Kranken liegen danu allein einem Saal zusammen, in welchem stündige, scharfe Aussichtherrscht und auf absolute Ordnung gehalten wird. Beim Durch-wandern machen diese Säle einen sehr guten Eindruck, sie führenunsere Gedanken weit weg von der Irrenanstalt in irgend ein giltnnd schön eingerichtetes Hospital, aber der Besucher ahnt nicht,welche Müheu aufgewendet werden müssen, um die Kranken so anOrdnung und Ruhe zu gewöhnen, daß sie im Bett ruhig aus-halten. So human das Oxen-Voor-System auch ist, es hat auchseine Schattenseiten und es bleibt abzuwarten, ob nicht auch hiermit der Zeit etwas Wasser ins Feuer gegosseu werden muß. DieseBettbehandlung hat sich der Bremer Jrrenhausdirektor FriedrichScholz (geb. 1831) sehr angelegen sein lassen, der sie zum erstenMale systematisch auf den Wachabteilungen durchführte. Es istdas derselbe Scholz, der auch für die Einführung des Aderlassesbei Bleichsucht eingetreten ist, wie wir an anderer Stelle schongesehen haben. Schließlich ist noch darauf hiuzuweisen, daß manauch dainit angefangen hat, die Lage des Pflegepersonals zu ver-bessern, an das nirgends höhere Anforderungen gestellt werden, wiein eiuer Irrenanstalt. Bernhard v. Gndden (18241886) hates bei der Regierung durchgesetzt, daß das Pflegepersonal derMünchener Anstalt durch die Bezahlung sich aus den besseren