Reine Gehirnancitomie.
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nicht an das Bestehen des Großhirns geknüpft, d. h. sie haben ihrnächstes Centrum gar nicht in diesem Organ, sondern weiterhinten im Kleinhirn nnd seinen Verbindungen." —
Zu deu reinen Gehirnanatomen rechnen wir Constantinv. Monakow in Zürich , Karl Weruicke in Breslan, Wladimirv. Bechterew in Petersburg (Schüler von Flechsig und Charcvt),Ludwig Edinger in Frankfurt, Friedrich Leopold Goltz in Straß-burg , welche sich in ihren Arbeiten meist damit beschäftigt haben,die Bedeutuug der einzelnen Gehirnteile für den Ablauf der soma-lischen und psychischen Funktionen zu studieren. Hermann Munk in Berliu, der gleichfalls die Erforschung der Großhirnrindewesentlich gefordert hat, gab sich außerdem viel mit entwicke-lungsgeschichtlichen nnd Physiologischen Fragen ab. Wilhelm His in Leipzig hat gleichfalls die Entwickelungsgeschichte des menschlichenGehirnes durch eine Anzahl anerkannter Arbeiten bereichert uudsich außerdem als Embryologe hervorgethan. Ihm verdanken wirauch zum Teil wenigstens die Einführung der nenen anatomischenNomenklatur. Eduard Hitzig in Halle, welcher der Gründer derersten psychiatrischen nnd Nervenklinik in Preußen ist, hat sich zwarauch viel mit Gehirnanatomie beschäftigt, aber sein Schwergewichtliegt in der klinischen Psychiatrie; aus seiner Feder stammen Arbeitenüber die Rückenmarksschwindsucht, über den Quernlantenwahn, denSchwindel, die Geschichte der Epilepsie; aber auch als technischerLeiter einer großen Irrenanstalt hat er sich große Verdienste er-worben. --
Nach dieser Abschweifung ans das Gebiet der Gehirnanatomie,welches für die Psychiatrie vou einschneidender Bedentnng ist, kehreuwir wieder zur reinen Psychiatrie zurück, welche ja eigentlich einKind des 19. Jahrhunderts ist. Wir sind auf die Gehiruauatomiebei der Besprechung der pathologischen Anatomie der vsmsntia,liarg-l^tiog, gekommen und haben dieser Krankheit noch wenige Wortezu widmen. Es ist zweifellos, daß die vermehrten Anforderungenan den Einzelnen, welche das Hasten der letzten Decennien mitsich gebracht hat, auf schwache Gehirne ungünstig einwirken muß;dem ist aber entgegen zu halten, daß einerseits der Komfort desLebens sich ganz bedeutend gehoben, daß die Hygieine Fortschritte