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die Moral Schaden leidet: den moralischen Stumpfsinn, dieBrutalität des Willens nnd den moralischen Blödsinn. Erst JamesCowles Prichard (1785—1848) faßte 1842 den Begriff engerund schuf damit ein Krankheitsbild, welches in Ärzte- und besondersin Juristenkreisen viel von sich reden gemacht hat. Es ist hiernicht der Platz, das moralische Irresein näher zu schildern, nur soviel mag angedeutet seiu, daß es sich um eine Krankheit handelt,bei welcher der ethische Defekt nicht so ohne weiteres in die Augenfällt, daß auch der Laie ihn wahrnehmen kann. Schuele hat inseiner blumenreichen Sprache ganz ausgezeichnete Ausdrücke gefunden,wenn er von „sittlicher Farbenblindheit" und von „Irresein deraltruistischen Gefühle" spricht, was Kraft-Ebing mit folgendenschönen Worten weiter ausführt: „Interesselos für alles Schöneund Edle, stumpf für alle Regungen des Herzens, befremden dieseunglücklichen Defektmenschen früh schon durch Mangel an Kindes-uud Verwandtenliebe, Fehlen aller socialen geselligen Triebe,Herzenskälte, Gleichgültigkeit gegen das Wohl und Wehe ihrernächsten Angehörigen, durch Interesselosigkeit für alle Fragen dessocialen Lebens. Natürlich fehlt auch jegliche Empfänglichkeit fürsittliche Wertschätzung oder Mißbilligung seitens anderer, jeglicheGewissensregung und Reue." Die Krankheit an sich ist eineunheilbare, die Träger derselben verfallen den Zucht- und Arbeits-häusern, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt, den Irrenanstalten zu-geführt werden. Und auch da sind sie für die Umgebung eineorux, denn da das formale Denken ungestört vor sich geht, sogelingt es ihnen leicht, auf Grund falscher Raisonements Unfriedenund Zwietracht zu stiften.
Gegen deu Ausdruck: moralisches Irresein machte Mendelenergisch Front und verlangte, daß mit der Aufstellung des mora-lischen Wahnsinnes als Krankheitsform gebrochen werden müsse,weil es eine solche Krankheit thatsächlich nicht gäbe. Es handlesich nur um- eine Teilerscheinung einer Geisteskrankheit. Diejenigenaber, welche absolut den Begriff beibehalten wollen, müssen ihnunter die Jmbecillität subsnmmieren, die sich nnr dnrch die Neigungzn verbrecherischen, namentlich unsittlichen Handlungen besondersmanifestieren, ^.äduo sud ^nckioiz 1i8 est! Jedenfalls hat die