548 X. Geistes- und Nervenkrankheiten und gerichtliche Medizin.
Abnormitäten oder auch Psychosen, weshalb die Epilepsie nicht nnrfür den Psychiater, sondern anch sür den Gerichtsarzt von großerBedeutung ist. Vor allein Hütten wir des epileptischenCharakters zu gedenken, den Krafft-Ebing in mustergültigerWeise beschreibt: mißtrauisches, verlogenes, eigensinniges Wesen ver-bunden mit Launenhaftigkeit und Bigotterie, Brutalität und Neigungzu sexuellen Perversitäten macht diese Kranken zn einem unangenehmenUmgang. Samt und Sommer haben sich mit der Erforschungdieser Charakterveränderuugeu große Mühe gegeben und Klarheitgeschaffen. Nach einer Reihe von Anfällen oder auch statt derselbentreten stnporvse und Dämmerzustände ein, welche in ihrer Be-deutung schwer zu erkennen sind, wenn sich der Begutachtende uichtüber die Grundursache des Leidens informieren konnte. Man heißtdiese Zustäude larvierte Epilepsie und besonders Garimond hatmit seiner Abhandlung: „Geschichte uud Kritik der Lxilsxsig,larvatg," die Wissenschaft bereichert. Es läßt sich mit Krafft-Ebing annehmen, daß gar uicht so selteu akut auftretende Geistes-krankheiten, wie die N^nia transitorik und der Uaxtus inelancliolicuseine epileptische Grundlage haben, die nur nicht immer erkannt wird.Die mit Angst verbundenen Dämmerzustände, welche iu derLitteratur durch Falret genau geschildert worden sind, finden sichnach den Erfahrungen dieses Autors mehr beim pstit mal, als beider großen Epilepsie. Unter die akut auftretenden Dämmerzuständesind auch diejenigen Zustände zu rechnen, die man als Amoklausenkennt und bei denen der Kranke in sinnloser Wut alles zerstört,was ihm in den Weg kommt, um später keine Ahnung von demVorgefallenen zu haben. —
Es schließen sich an gehäufte epileptische Aufälle gar nicht soselten direkte Geisteskrankheiten au, die besonders dann, wenn essich um Tobsucht handelt, zu den schlimmsten Formen gehören, dieman zur Behandlung bekommen kann. Bei ihnen versagen diegewöhnlichen Heil- und Beruhigungsmittel der Anstalten und anchjedes Medikament bleibt ohne Erfolg, so daß gar nicht so seltenvou der mechanischen Beschränkung Gebrauch gemacht werden muß.Noch viel wichtiger sind die sogenannten psychischen Äquivalente.Man unterscheidet postepileptische und psychisch-epileptische Äqui-