Linne als Zoologe, ßgJ
Cuvier umgestoßen werden konnte, welcher anatomische Unter-suchungen anstellte uud der vergleichenden Anatomie zu ihremRechte verhalf.
Es wäre Unrecht, in einem Buche, welches sich mit der Ge-schichte der organischen Naturwissenschaften befaßt, einen Mann,wie Linne, ans dessen Fundament die Späteren bauen konnteil,nicht in seiner ganzen Größe zu würdigen und um Linne rechtzu verstehen, muß man auch seiner Thätigkeit als praktischer Arztgedenken. Seine Methodik, die wir aus der Botanik und Zoologiekennen, wandte er auch in der Medizin an und schrieb in diesemSinne seine Ksnöi-s. mordoruiu, in denen er die wichtigstenKrankheitsklassen mit starker Anlehnung an die Veröffentlichungenseines Freundes SanvageS beschrieb. Von Interesse ist seineAuffassung der Zusammensetzung des menschlichen Körpers auseiner Cortical - und Medullarsubstanz. Letztere stellt das Nerven-system dar, erstere sind die festen und flüssigen Bestandteile desKörpers. „Die Bildung des Nervensystems gehört der Mutter,die der Corticalsubstanz dem Vater an. Die Bewegung und dasGefühl des Lebens haben ihren Sitz in der Medullarsubstanz, dieursprünglich und zuerst gebildet ist. Unter ihrer Einwirkung ent-stehen später aus dem Nahrungssaft die flüssigen und die festenTeile des Körpers. Die Ernährung der Medullarsubstanz geschiehtvermittelst der feinsten Stoffe in dem flüssigen Corticalteil undwird von der dnrch die Lungen aus der Luft aufgenommenenElektricität unterhalten. Wenn das normale Verhältnis zwischendiesen konstituierenden Teilen gestört wird, entsteht Krankheit. DasFieber deutet eiue Störung in der Zusammensetzung der Flüssig-keiten (des Blutes) an. Die flüssige Corticalsubstanz, woraus diesesteu Teile gebildet werden, wird nämlich von in Oxydation oderin Verwesung begriffenen Stoffen, die in den Körper eindringen,aufgelöst uud zerstört. Während des Kampfes mit diesen, für denBestand des Lebens schädlichen Einflüssen entstehen die verschiedenenArten Fieber, das kritische aus säurebildenden und das phlogistischeaus septischen Stoffen, während das exanthematische möglicherweiseauf einem lebenden Kontagium beruht." — Eine Krankheit kannman nur dadurch beheben, daß man durch Medikamente einen