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hat sich Mf Darwins Seite gestellt, der seine Schlüsse mit er-drückendem Materiale beweist. Es ist und bleibt ein Unrecht, ansolche Forschungen den Maßstab religiöser Berechtigung anlegenzu wollen. Hier giebt es nur eiu Wissen, dort nur ein Glaubeu.Eine Vereinigung von Wissen und Glaubeu ist, wie der bekannteWürzburger Professor Geigel in einem herrlichen Buch gesagt,unmöglich. Wo das Wissen anfängt, hört der Glaube aus uudwo der Glaube beginnt, verhüllt die Wissenschaft ihr Hanvt. Darumwar es ein Uurecht, das mau dem großen Briten gethan hat,gerade aus religiösem Lager so erbitterte Kämpfe zu führen, warumihn — den kranken Mann, der ja nur sein Bestes gab, noch an-greifen? Hatte er Recht, dann half ja alles Gezeter nichts, dieWahrheit siegt immer, und hatte er Unrecht, dann richtete sich seineLehre von selbst. Man hat Galilei gebannt und die Erde bewegtsich doch. So schlimm ist es Darwin nicht gegangen; als derSohn eines freien Volkes ist er von all denen, die ihm geistignahe standen, hochgeschätzt worden, so daß die Finsterlinge nichtOberwasser bekamen. Vier Natnrsorscher von Weltruf trugeu seinLeichentuch: Huxley, Hocker, Lubbock und Wallace; in derWestmiuster Abtei, nahe dem Grabe Newtons schläft der großeSohn Englands dem Tage der Auferstehuug entgegen, dem Tageder Wahrheit. —
Schon lange vor Darwin hatten sich Biologen und Zoologendamit beschäftigt, wie die einzelnen Wesen, welche jetzt die Erdebevölkern, entstanden sind und es hat viele Forscher gegeben, welcheden Glaubeu, daß mit der Erschaffung der Welt sofort allesOrganische fix und fertig dastand, wie es hente ist, nicht teilten,sondern eine allmähliche, logische Entwickelung, eine Anpassungder Lebewesen an die Umgebung für wahrscheinlicher hielten. SchonDarwins Großvater Erasmus Darwiu (1731—1802) hatte inseiner „Zoonomia" den Gedanken ausgesprochen, daß die jetztlebenden Arteu nicht die unveränderten Nachkommen ihrer Ur-Ur-eltern sind, sondern im Laufe der Jahrtausende eine Umwandlungerfahren haben, nnd ihm schloffen sich später Jean Baptiste deLamarck (1744—1829) und Etienne Geofsroy St. Hilaire(1772—1844) an. Letzterer wurde in der französischen Akademie