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XII. Botanik.
der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumeu"(1793); Darwins Arbeiten auf dem vorliegenden Gebiete stützensich zum Teil auf die Mitteilungen Sprengels, der lange Zeitunbeachtet geblieben war; von F. Hildebraud haben wir das be-kannte Buch: „Die Geschlechtsverteilung bei den Pflanzenund das Gesetz der vermiedenen und unvorteilhaftenSelbstbefruchtung" (1867). Hermann Müller gab 1873 dasgroße Werk: „Die Befruchtung der Blumeu durch Insektenund die gegenseitigen Anpassungen beider" heraus. Imgleichen Jahre erschien die Arbeit von Kerner: „Die Schutz-mittel des Pollens", welche weitere Einblicke gewährte. —
Die Ernährung der Pflanzen ist ein nicht minder wichtigesKapitel der Pflanzenphysiologic, bei welchem wiederum der großeWürzburger Botaniker Sachs vielfach Gelegenheit hatte, dieWissenschaft zu bereichern und umzugestalten. — Die Pflanzebraucht zum Leben eine große Menge Wasser, welches sie aus demBoden aufnimmt; mit demselben erhält sie auch die Nährsalze, diebesonders in den Blättern zurückbleiben und dort weiter verarbeitetwerden, wobei das überschüssige Wasser der Verdampfung anheim-fällt. Man hatte nun Jahrhunderte lang geglaubt, daß dasWasser in den Holzzellen wie in Capillarrvhren auswärts steigt,dagegen konnte aber Sachs durch die verschiedensten Experimenteden Beweis liefern, daß die Holzzellen allseitig abgeschlossen sind,also nicht miteinander kommunizieren und daß sie selbst währendder Thätigkeit nicht mit Wasser gefüllt sind, sondern mit Luft, die sogarunter einem negativen Drnck steht. Der Beweis dafür wnrdedadurch geliefert, daß Holz, welches ins Wafser geworfen wird,schwimmt, also ist es leichter als das Wasser, und daß Stämmchen,die man unter Quecksilber anschneidet, das Quecksilber ansaugeu,was sie auch nicht thun könnten, wenn sie mit Wasser oder mitLuft ausgefüllt wären. Die bewegende Kraft, welche in den Holz-wänden das Wasser vom Boden in die Blätter führt, ist vielmehrdie Jmbibition, welche das Wasser sehr rasch vorwärts treibt,so daß es in wenigen Minuten einen Weg von 50 eiu und mehrmachen kann, was gleichfalls durch geistreiche Versuche bewiesenwerden konnte. Den Vorgang der Bewegung selbst hat man sich