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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
Entstehung
Seite
671
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Ernährung der Pflanzen.

ungefähr so zu denkeu, daß dieselbe nur dann eintritt, wem? imoberen Ende der Pflanze die Holzzetlwäude einen Teil ihrerWassermoleküle verlieren. Dadurch wird ihr Sättigungszustandmit Wasser gestört, das Gleichgewicht verändert; die wasserarmergewordenen Partien suchen das Gleichgewicht dadurch wieder her-zustellen, daß sie den nächst benachbarten Zellen Wasser zu entziehensuchen, die ihrerseits aus demselben Grunde es wieder von tieferenTeilen des Holzkörpers in sich aufnehmen, bis sich endlich dieserückgreifende Bewegung von der Krone durch den Stamm bisin die Wurzeln fortgepflanzt hat. Neben Sachs haben sichauch Haberlandt und Hvhnel mit den einschlägigen Fragen be-schäftigt.

Die Wasserverdampfnng wird durch die Spaltöffnungen regu-liert, von denen man früher annahm, daß sie bei Tag offen undbei Nacht geschloffen sind, bis Leitgeb dnrch seineBeiträgezur Physiologie der Spaltöffnungsapparate" (1886) be-wies, daß dies nicht richtig ist. Der Schluß der Spaltöffnungenist nichl vom Lichte abhängig, erfolgt aber sicher, wenn die Bodeu-seuchtigkeit zu gering wird und zwar uoch bevor die Pflanze an-fängt, zu welken. Die Wurzelhaare, deren eine Pflanze Millionenhat, müssen mit dem Boden innig verwachsen sein, wenn es ihnengelingen soll, die geringen Wassermeugen desselben anfzuuehmeu.Dabei absorbieren sie aber auch andere Stoffe, welche für dasWachstum der Pflanze notwendig sind, schwefelsaure» Kalk undschwefelsaure Maguesia, Kali, Ammoniak, Phosphorsänre, Kieselsäureund vor allem die für die Pflanze äußerst wichtigen Eiseu-verbiuduugeu. Sachs hat 1859 den Nachweis geleistet, daß dieWurzeln sür die Wärme empfindlich sind und daß in den meistenFällen die Aufnahme des Wafsers durch Wärme gesteigert wird.Daß die Wurzeln endlich von festen Bestandteilen des Bodens(Steinen) geringe Mengen absorbieren, ist eine bekannte Thatsache.

Das Wasser wird als Wasserdampf durch die Spaltöffnungenwieder ausgeschieden, kann aber auch in flüssigem Zustande ab-gegeben werden, was man das Bluten des Holzes uud dasThräuen der Wurzelstöcke nennt. Im ersten Falle dreht es sichdarum, daß ohne jedes Dazuthuu vou seiteu der Wurzelu aus dem