Assimilation.
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Man übersah die Ergebnisse der französischen Forschungen undverlegte, wie schon früher einmal, die Ernährung in die Wurzelnund den Boden, in welchem sie sich ausbreiten. Erst im Jahre1840 kam man wiederum durch die Chemie, und zwar diesmaldurch Liebig auf den rechten Weg, denn dieser schrieb den Kohlen-stoff der Pflanzen ausschließlich der atmosphärischen Kohlensäurezu. Die Sauerstoffatmung der Pflanzen leugnete zwar Liebig,sie wurde aber von Mohl als zu Recht bestehend erwiesen unddie feineren Vorgänge beim Ernührnngsprozeß konnte Boussin-ganlt studieren.
Es ist nun allgemein bekannt, daß die Chlorophyllkörner dergrünblättrigen Pflanzen diejenigen Organe sind, in welchen ausder Kohlensäure organische Substanz erzeugt wird, daß also dasChlorophyll ein Assimilationsorgan ist, welches aber nur dannfunktioniert, wenn es vom Lichte getroffen wird. Das erste sicherzu konstatierende Produkt der Assimilation in den Chlorophyll-körnern ist die Stärke. Ohne die Mithilfe des Lichtes ist dieseStärkebildung nicht möglich; wie sich das farbige Licht verhält,das zeigen die Untersuchungen von Pfeffer: „Über Assimi-lation nnter farbigem Licht" (1881), die er in seiner Pflanzen-physiologie zusammengestellt hat. Die Assimilation geht im gelbenLichte rascher vor sich als im blanen und Famintzin konnte(1867) nachweisen, daß dementsprechend auch eine reichlichere Stärke-bildung erfolgt. Daß trotz der Bestrahlung in den Chlorophyll-körnern keine Stärke gebildet wird, weun der Atmosphäre dieKohlensäure fehlt, bestätigten die Versuche von Godlewski (1873):„Abhängigkeit der Stärkebildung in den Chlorophyll-körnern von dem Kohlensäuregehalt der Luft". Diese Stärkewird verwandt zum Wachstum neuer Organe, oder sie dient alsReservestoff oder endlich als Material zur Bildung anderer orga-nischer Verbindungen, wie der Eiweißstoffe. Da nun nachE. Detlefsen (1387) die Stärke durch Sauerstoffausnahme wiederin Kohlensäure uud Wasser zerlegt werden kann, so repräsentiertsie für die Pflanzen einen bestimmten Vorrat an lebendiger Kraft.Schimper fand im Blattstil, in den Wurzeln, im Stengel kleine
Organe, welche Stärke erzeugen und sich von den Chlorophyll-Müller, Organ. Natnrw, 43