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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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XII. Botanik.

körnern unterscheiden. Sie sind schwach gelb gefärbt und werdenvon Schimper Lenkophyll genannt, von anderen dagegen Stärke-bildner; es giebt also zweierlei Stärke in den Pflanzen, solche,welche von den Chlorophyllkvrnern durch Zersetzuug der Kohlen-säure im Licht und solche, welche aus organischem Material erzeugtwird, ohne daß Licht und Kohlensäure dabei eine Rolle spielen.

Eine ausführliche Arbeit überDie Geschichte der Assimi-lation und Chlorophyllsunktion" stammt von Adolph Hansen(1882). Er wendet sich dabei in streitbarer Weise gegen Prings-heim und aus der Studie atmet Sachsscher Geist. DerselbeAutor hat auch über den Chlorophyllfarbstoff eine Reihe voninteressanten.Arbeiten geschrieben. Aus den Stärkekörnern bildensich auch die übrigeu Stoffe, welche der Haushalt der Pflauzeubedarf, nämlich der Zucker, das Fett und die Eiweißsubstanzen.Hier setzen die Studien von Naegeli ein, der sich auch über dieKleisterbildung ausgesprochen hat.

Die Reservestoffe der Pflanze befinden sich in den Reserve-ftoffbehältern in einem Znstande, in welchem sie nicht ohne weitereszur Thätigkeit beim Aufbau weiterer Organe benutzt werden können,sie müssen gewissermaßen erst wieder reaktiviert werden; diesemZwecke dienen die Enzyme, nnter denen am bekanntesten dieDiastase ist, welche im stände ist, große Mengen von Stärke inGlykose zu verwandeln. Das Vorkommen peptonisierender Enzyme,das im Tierkörper nichts Seltenes ist, wurde im Pflanzenreich zuerstdurch die merkwürdigen Eigenschaften der fleischfressenden Pflanzenentdeckt. Während das diastatische Enzym und das peptonisierendenoch keine bedeutenden chemischen Veränderungen voraussetzt, istdie Verwandlung der Eiweißkörper in Asparagiu schou ein kompli-zierterer Vorgang, welcher unter der Mitwirkung von Schwefelsäurestattfindet. Die Entwickelung der Fette und die Wanderungen der-selben in die wachsenden Keimteile haben Peters und Schützen-berger zum Gegenstand eingehender Studien gemacht.

Außer den chlorophyllhaltigen Pflanzen giebt es eine großeAnzahl solcher, welche kein oder nur sehr wenig Chlorophyll be-sitzen; da sie nicht assimilieren können, so müssen sie ihre kohlenstoff-haltige Nahrung in Form von organischen Verbindungen von