Print 
Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
Place and Date of Creation
Page
684
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image
 

684

XII. Botanik.

Grade aber der organischen Substanz innewohnt." Gerade dieStudien der Botauiker haben die Erkenntnis der Zellenlehre sehrgefördert, besonders verdanken wir ihnen eine genaue Erforschungdes Protoplasmas, das nicht nur Eiweißstoffe, sondern auch Wasserenthält uud ohne das Wasser überhaupt nicht lebensfähig ist.Außerdem finden sich zahlreiche Salze und wir sehen, daß imProtoplasma kouform mit den Lebensäußerungen chemische Um-setzungen vor sich gehen, deren Endprodukte sich zeitweisezwischenden Molekülen des Protoplasmas aushalten." Die kleinstenKörperchen des Protoplasmas (Mikrosomen) hält Sachs für feinzerteilte Nahrungsstoffe. Was die sehr interessanten Bewegungendes Protoplasmas betrifft, so sieht man, daß sich ein Theil des-selben an der Innenseite der Zellwand befindet, während einanderer Teil den Zellkern einhüllt. Von der wandständigenSchicht werden nun abwechselnd strangförmige Fortsätze nach demZellkern hingeschickt und nach einiger Zeit wieder zurückgezogen,gerade wie wenn dort ein Centralpuukt wäre, von dem aus dasProtoplasma irgeud eine Anregung erhält. Die größte Meugedes wandernden Protoplasmas quillt als ^etdallium septieumkilogrammweise aus alter Gerberlohe. Die kriechenden Bewegungendieser Plasmodien brachten Hosmeister ans den Gedanken, daßdamit das einfachste Schema für das Wachstum auch der höherenPflanzen gegeben sei.

Der Zellkern besteht aus dem Kernplasma und dem Nuclein,von denen das letztere sich mit Hämatoxylin rasch braun färbt,so daß man es gut vom Plasma unterscheiden kann. Über diechemische Beschaffenheit des Zellkerns hat namentlich Zachariasgearbeitet, wenigstens als einer der ersten. Nur für die Botanikmaßgebend ist die Entdeckung der sog. Tüpfelkanäle in derZellhaut, die dadurch entstehen, daß die einzelnen Stellen derselbenwährend des Dickenwachstnms zurückbleiben. Sie durchsetzten dieganze Zellwaud uud sind mit einem feinen Häutcheu verschlossen.Die Tüpfellöcher der einen Zelle paffen auf diejenigen der benach-barten uud habeu eine gemeinsame Schließhant. Sind so auchdie Zellen voneinander abgeschlossen, so findet doch durch diedünne Haut hindurch ein lebhafter Gasaustausch statt, man hat