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XII. Botanik.
oder starke Verholzung unterscheidet. Bis gegen die 40 er Jahredes 19. Jahrhunderts hatten die Botaniker, die sich mit der Ana-tomie der Pflanzen abgaben, noch den Glauben, daß nicht dieganze Pflanze aus Zellen besteht, sondern daß es Zellen, Fasernund Gefäße giebt; erst durch die Forschungen von Mohl kam mandazu, auch die beiden letzteren Gebilde als aus Zellen entstandenund bestehend aufzufassen. Wenn man dennoch die einzelnen Gewebeunterscheidet, so thut man dies mit Rucksicht auf physiologischeErwägungen.
So kam man dazu, dreierlei Gewebeformen anzuerkennen: dasHautgewebe (Epidermis), das Grundgewebe und die Gefäß-bündel. Die Epidermiszellen, welche die Pflanze nach außenhin abschließen, haben sehr dicke Wände, und zwar auf Kosten desHohlraumes. Über allen diesen Zellen befindet sich noch ein inseiner Dicke wechselndes Häutchen, die Cuticula, welche durch ihreÄhnlichkeit mit dem Korkgewebe dem Aus- und Eintritt desWassers einen Widerstand entgegensetzt und durch die von de Varyentdeckte Wachsbildung erst recht die Pflanze gegen das von außenkommende Wasser zu schlitzen im stände ist. Damit aber das zurErnährung dienende Wasser verdampfen, die Kohlensäure aus-genommen und der Sauerstoff abgegeben werden kann, muß dieHaut besondere Öffnungen haben, welche sich in den Spalt-öffnungen der Epidermis finden. — Charakteristisch sür dieEpidermiszellen ist die Haarbildung, die deu verschiedenstenbiologischen Endzwecken dient. Wir kennen Wurzelhaare, dieder Aufnahme des Wasfers Vorschub leisten, haben Wollhaare,die deu zarten Pflanzenteilen einen besonderen Schutz verleihenund nach Erfüllung dieser Funktion verschwinden. Außerdemkennen wir Drüsen haare, die ätherische Stoffe, Harze und Olefecerniercu, und endlich haben wir Stachelhaare und Brenn-haare, welche ungebetene Gäste fernhalten. Überhaupt ist derLebenszweck der Haarbildung bei den Pflanzen ein nngemein viel-seitiger, er wurde besonders von de Vary in seiner „Ver-gleichenden Anatomie der Vegetationsorgane der Phanero-gamen und Farne" 1877 geschildert.
Derselbe Autor hat sich auch um die Erforschung der Gefäß-