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Die geistigen und socialen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts / von Theobald Ziegler
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g Einleitung.

Großem bringen." Das ist es: ob Produkt oder Schöpfer, füruns sind die großen Männer des Jahrhunderts die großen Buch-staben, in denen wir deutlich leseu können, was ihre Zeit will nndwas sie im Inneren bewegt; die Zeit versteht darum nur, wer ihregroßen Männer versteht. Die Moral muß mit einem Tropfen demo-kratischen Öls gesalbt sein, deswegen hat ihr gegenüber Nietzsche unrecht; die Geschichte muß die Bedeutung der führenden Geisteranerkennen, deswegen ist sie aristokratisch und ist die materialistischeGeschichtsauffassung von Marx einseitig und falsch. So heißt esnicht Gcuie oder Milieu, sondern Genie und Milieu: das istfür uns, die wir ja jedenfalls historisch nnd moralisch zugleichurteilen müssen, das lösende Wort. Und so richtet denn auch dieGeschichte wieder gauz demokratisch über die Größe: ein großerMann ist nicht groß, wenn er einsam freilich nicht ist, aber wenner einsam bleibt und ihm jeglicher Erfolg versagt ist; eine Stimmeohne Echo und Resonanz muß verschalle«, wenn sie an sich noch solaut und kräftig wäre. Zu den geistigen Strömungen gehörendarum die Ziffern und die Nnllen, gehören Individuen uud Massen,gehören Menschen und Zustände.

So setzt sich unser Stoff zusammen aus Büchern, Thaten nndMenschen; und an uns ist es, ob wir etwas von der Seelenkrastund Fähigkeit besitzen zu verstehen,

wie spricht ein Geist zum andern Geist,zu erkennen, wer die Geister sind, die sprechen, was sie in Worten nndThaten zu sagen hatten und wie es aufgenommen wurde von denwenigen oder den vielen, die nie bloß Herdentiere, sondern immeranch Geist sind von diesem selben Menschengeist.

Skrupel und Zweifel macht mir endlich neben diesemGroßen, der Einsicht in die Grenzen der Menschheit und in dieSchraukeu meiner Individualität, auch noch ein Einzelnes, gleich dererste Schritt, die Frage der Gliederung uud Anordnung, des Auf-baues uud der Komposition. Welche eigenartige Schwierigkeitenhier vorliegen, dafür am besten ein Beispiel. Schopenhauers Haupt-werkDie Welt als Wille und Borstellung" ist im Jahre 1818geschrieben worden, aus der philosophischen und allgemein geistigenStrömung uud Stimmung dieser Zeit heraus wird es also zu

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