1800 bis 1830: Die drei Weltanschauungen,
rischc und schwärmerische Empfindsamkeit des Ausklärnngszeitalter^selber, das in seinen Romanen eine Ergänzung suchte gegenüberder intellektualistischen Verstandcsdürre des Rationalismus, undaußerdem ein Zeichen beginnender Formlosigkeit, die man so leichtmit Genialität verwechselt und die schließlich doch nur ein Nicht-können geschickt maskiert; aber der gute Kern seines Wesens, dersiegreich durchlenchtende Humor eiues Quiutus Fixlein oder einesSchulmeistertem Wuz bildete auf der anderen Seite auch eine will-kommene Ergänzung zu der Würde und Höhe der beiden Großen,die manchen ängstlich machte nnd es zu vertraulicher Hingabe nichtkommen ließ, nnd ihrer stilvollen Strenge gegenüber, die denMenschen etwas zumutete, erholte man sich gerne an seiner zer-fließenden Stillosigkeit.
Noch viel weniger Verständnis aber hatte die Zeit für dieganze fülle Bildungsarbeit dieser ueuen Humanisten, wie sie erfolg-reicher und virtuoser doch von keinem betrieben wurde als vonWilhelm von Humboldt . Der noch ganz im Geist der Aufklärungformulierte Gedanke des jugendlichen Schiller, daß die Schaubühneals moralische Anstalt zu betrachten sei, hatte sich im fnnkenschlagen-den Wechselgespräch zwischen ihm und Humboldt zu dem feinerenund tieferen Streben sublimiert, das teilweise auf Kaut zurückging, dieästhetische Bildung überhaupt zur Vorschule der moralischen und allge-mein menschlichen zu machen. Humanität war daSLosungswortHerders:Bildung zur Humanität und schöneil Menschlichkeit wnrde dnrch ihnzum Ziel des neuhumanistischen BildnngsstrebenS, uud das Idealdesselben war durchaus ästhetisch bestimmt — die Schaffung einerästhetischen Kultur, wie die Griechen sie gehabt hatten. In diesemSiun sollten die Künstler und Dichter die Erzieher der Menschheitwerden, in diesem Sinn verstanden Schiller und Goethe ihre Aus-gabe — jener mehr bewußt iu Anlehnung an Kant, dem ja dasSchöne auch schon „das Symbol des Sittlichguten" und „dieKultur der Gemütskräfte durch die Humaniora die Propüdentik znaller schönen Kunst" gewesen war; Goethe genial-naiv, aber imletzten Ende doch auch darin -mit dem Freunde durchaus eins undauf Generationen hinaus für die Edelsten seines Volkes der Führerauf dem Weg zn solcher wahren menschlichen Bildung, die bei ihm