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Die geistigen und socialen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts / von Theobald Ziegler
Entstehung
Seite
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1800 bis 1830: Die drei Weltanschauungen.

aus der Vereinigung vou Lebenskunstsinn und wissenschaftlichemGeist, aus dem Znsammentressen vollendeter Naturphilosophie undvollendeter Kunstphilosophie. Sie enthalt uud erregt ein Gcsiihlvon dem uuauflöslicheu Widerstreit des Unbedingten uud des Be-dingten, der Unmöglichkeit und Notwendigkeit einer vollständigenMitteilung. Sie ist die frcieste aller Licenzen, denn durch sie setztman sich über sich selbst weg; und doch auch die gesetzlichste, dennsie ist unbedingt notwendig. Es ist ein sehr gutes Zeichen, wenndie harmonisch Platten gar nicht wissen, wie sie diese stete Selbst-parodie zu nehmeu haben, immer wieder von neuem glaubeu undmißglauben, bis sie schwindlicht werden, den Scherz gerade fürErust, den Ernst für Scherz halten." Weit darüber hinaus gehtaber die andere Stelle, wo cS heißt:Die Philosophie ist die wahreHeimat der Ironie, welche man logische Schönheit definieren möchte:denn überall wo in mündlichen oder geschriebenen Gesprächen undnur nicht ganz systematisch philosophiert wird, soll man Ironieleisten und forderu; nnd sogar die Stoiker hielten die Urbanitätfür eine Tugend. Freilich giebts auch eiue rhetorische Jrouie, welchesparsam gebraucht vortreffliche Wirkung thut, besonders im Pole-mischen; doch ist sie gegen die erhabene Urbanität der sokratischenMuse, was die Pracht der glänzenden Knnstrede gegen eine alteTragödie in hohem Stil. Die Poesie allein kann sich auch vondieser Seite bis zur Höhe der Philosophie erheben und ist nicht ausironische Stellen begründet wie die Rhetorik. Es giebt alte undmoderne Gedichte, die durchgängig im ganzen und überall deu gött-lichen Hauch der Jrouie atmen. Es lebt in ihnen eine wirklichtranscendentale Bufsonerie. Im Innern die Stimmung, welche allesübersieht und sich über alles Bedingte unendlich erhebt, auch übereigene Kuust, Tugend oder Genialität; im Äußern in der Aus-führung die mimische Manier eines gewöhnlichen, guten italienischenBuffo."

Ein Gefühl von dem uuanflöslichen Widerstreit zwischenUnbedingtem und Bedingtem, zwischen der Weite des Ideals undder Euge und Kleinlichkeit der wirklichen Welt vielleicht ist das seitdem Sturm und Drang , seit Roussean nnd Herder die Grnnd-stimmuug der Zeit; hier berührt sich diese neue Richtung mit jener