Die Romantik.
:!!>
das Oberhaupt der neuesten Theolvgenschule, Albrecht Ritschl , dem-selben so gar verständnislos und so affektiert feindselig gegenübersich gestellt hat. Indem Schleiermacher die Religion auf Gefühl stellte,machte er sie als persönliches Erlebnis unabhängig von der fort-schreitenden Wissenschaft nnd unabhängig auch von dem Wandelder sittlichen Anschauungen und rückte sie dennoch in das Centrnmwie des Menschen so des Universums, das ihm pantheistisch mitder Gottheit selbst in Eins zusammenfloß und sich uns als Un-endliches in gefühlsmäßiger Anschauung offenbart. Auf diesemBoden allein ist die gesuchte und aufgegebene Versöhnung vonReligion und Kultur möglich, so allein kann man fromm fühlenund frei denken zugleich.
Schleiermacher selbst aber hat an den Grundgedanken seinerReden sein Leben lang festgehalten, auch die mildernden nnd insChristliche umdeutendeu Änderungen nnd Erläuterungen der weiterenAuflagen ändern daran nichts, so unerfreulich sie in vieler Be-ziehung sind. Nur hat er später iu der Dialektik seiner religiösenAnschnunng eine psychologische und metaphysische Grundlage ge-geben, indem er das Gefühl als Identität von Denken nnd Wollenins Centrinn der menschlichen Persönlichkeit rückt nnd diese Aus-hebung der Gegensätze zugleich als das Göttliche in uns begreift,das ja notwendig über alle Gegensätze hinaus die höchste Einheitsein und darstellen muß. Uud auch in der Glaubenslehre faßt erdie Religion noch immer als Gefühl, als das Gefühl schlechthinigerAbhängigkeit, dem dann Gott entspricht als die Antwort ans dieFrage nach dem Woher unseres empfänglichen und selbstthätigenDaseins; so ist uns das Göttliche auch hier einzig nur gegeben inder eigenen Brnst, im Gesühl dieser unserer Abhängigkeit. Imübrigen aber ist freilich die Glaubenslehre der große Eiertanz, dender pautheistische Redner und Dialektiker mit der in der christlichenKirchengemeinschaft geltenden Lehre, die nicht pantheistisch ist, aus-zuführen hatte.
Wenn aber die schon in den Reden in den Vordergrund ge-stellte Determiniertheit uud schlechthinige Abhängigkeit den Menschenin seiner Eigenart nnd Selbständigkeit bedrohte und das Sittlichedabei zu kurz zu kommen schien, so ließ ja Schleiermacher ans die