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Die geistigen und socialen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts / von Theobald Ziegler
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1800 bis 1830! Schelling und Hegel.

Monaden vorstellen mochte, selber das eine Glied des Gegensatzeszu der Welt der Erscheinungen, nnd umgekehrt schlug nun er inder Kritik der Urteilskrast die Brücke zwischen beiden durch denGedanken des Zwecks. In der Natur giebt es Produkte, die sichals bloße Wirkungen des Naturmechanismns nicht erklären lassen,es sind das die organischen Wesen; ihre Besonderheit besteht darin,daß bei ihnen nicht nur das Ganze durch die Teile, sondern eben-so auch die Teile durch das Ganze bestimmt sind, und diesesGanze als die das Einzelne beherrschende und bestimmende Ideeist wie bei einem Kunstwerk, so anch hier der Zweck. Nun kannman freilich evolutivuistisch die Entstehung der einen Art aus derandern nach rein mechanischen Prinzipien bis zu einfachen erstenAnsängen zurückversolgen, aber der Ausang selbst, die ursprünglicheOrganisation ist nach reinem Naturmechanismns unerklärlich; daßrohe Materie sich nach mechanischen Gesetzen ursprünglich selbstgebildet habe, daß aus der Natur des Leblosen Leben habe ent-springen und Materie in die Form einer sich selbst erhaltendenZweckmäßigkeit sich von selbst habe sügen können", erklärt Kant sürvernuuftwidrig"; also muß hier eine teleologische Auffassung Platzgreisen. Aber freilich zur Erklärung der organischen Wesen trägtsie nicht bei, nud vorstellbar ist uns ein Endzweck in der Naturauch nicht. Der Verstand muß daher immer wieder nach einermechanischen Erklärung auch der organischen Wesen suchen dürseuund suchen; denn das einzige objektive Erklürungsprinzip ist dasder mechanischen Kausalität; reflektieren aber wird er über sie, alsob sie Produkte einer nach Zwecken wirkenden Intelligenz wären,nnd diese Betrachtungsweise wird sich danu als heuristisches Priuzipauch für die Erkenntnis der mechanischen Zusammenhänge nützlicherweisen, durch welche sich jener ZweckAm eiuzelneu Falle durch-setzt. So ist der Zweckbegriff regulativ, uicht konstitutiv.

Eine zweite Betrachtungsweise führt ihu vou der Specifikationder Natur und ihren vielen besonderen Gesetzen zu der An-nahme eines höchsten Zweckes für die Natur im ganzen. Dieserkann nur im Sittengcsetz gefunden werden ein neues Zeichenfür deu Primat des Willens, der die Natur als Ganzes erst zueinem Sinnvollen macht. Damit mündet die Betrachtung zwar