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Die geistigen und socialen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts / von Theobald Ziegler
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Schelling .

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romantische Philosophie sich in der Auffassung der Natur von ihmden Weg zu Spinoza weisen ließ! Ein Franzose hat Goethes Art,die organische Welt anzusehen,die philosophische genannt, indem siesich enger an die Philosophie der Natnr anschließe". Und so istdenn auch wirklich die Naturphilosophie, wie sie Schelliug geschaffenhat, romantisch, goethisch, spinozistisch geworden; ihren Ausgangspunktaber nahm sie, so seltsam es klingt, dennoch von Fichte.

Schelling .

Als Schüler Fichtes bewegt sich Schelling von Anfang anauf dem Boden des Idealismus. Zwar ueuut er ihn wieder mitKant den transcendentalen, aber er stand in gewissen HauptstückeuFichte doch näher als Kant; wie Fichtes Wisseuschastslehre, so sollteauch sein System dieses transcendentalen Idealismus vom Jahre 1800eine Eutwickelungsgeschichte des Geistes seiu. Allein die Stimmung desBuches war eine andere. Fichte war eine durch und dnrch sittlicheNatur; sür das Handeln brauchte er Realität; diese kann nichtdemonstriert und gewußt, nur geglaubt werden. So kommt Fichtezum Glauben und so wird seine Weltanschauung religiös. Hierist der Punkt, wo er sich mit Jacobi uud uoch von einer neuenSeite her mit der Romantik berührt, von der ihn doch das sittlichePathos weltenweit trennt und scheidet. Erst Schelling ist ganz undnur Nomantiker das Sittliche liegt ihm durchaus ferne, dafür erfüllenihn ästhetische Interesse«, und so war denn auch die Schlußwenduugjeues Werkes, eine Deduktion der Kunst als des allgemeinen, deseinzig wahren und ewigen Organs der Philosophie, weder kantischnoch fichtisch, sondern ästhetisch und specifisch romantisch. DieKuust ist diesem Philosophen das Höchste; was wir Natur nennen,ist ihm ein Gedicht, und von der Philosophie erwartet er, darinauch mit Goethe sich berührend, daß sie,sowie sie in der Kindheitder Wissenschaft von der Poesie geboren uud geuährt worden ist,und mit ihr alle anderen Wissenschaften nach ihrer Vollenduug alsebeusoviele einzelne Ströme in den allgemeinen Ocean der Poesiezurückfließen, von welchem sie ausgegaugcu warm"; und das Mittel-glied dieser Rückkehr uud Wiederbriuguug aller Wissenschaften wirdeine neue Mythologie seiu. Das Orgau der neucu Philosophie

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