Schelling.
der Schule! Sich, ihre Gefühle und Stimmungen fühlten sie in dieNatur hinein: das war ihr gutes Recht, damit bahnten sie, wie wirgesehen haben, in neuer Weise das Verständnis des Schemen anund begründeten die moderne Ästhetik. Aber schlimm war, daßdas romantisch-individuelle, von allem Gesetz losgesprochene Ich mitallen seinen Schrullen, Fratzen und Bizarrerien, seinen oft so weniggroßen und hohen, sondern vielmehr recht kleinen Gefühlen sich insie hineinlegte oder hineinträumtc. Keiner hat die Natur mehr mitfolcher Traumstimmung erfüllt als Tieck: in seinen Märchen, z. B.im „blonden Eckbert" stehen intime Stimmnngsmotive im Vorder-grund, wie sie den Märchen sonst sremd sind, das Grauen und Grausender eigenen Seele, das er so meisterhast analysiert, grinst Eckbert auch aus der Natur entgegen uud macht sie ihm so gespenstisch-unheimlich. In den „Lehrlingen zn Sais" hat Novalis diese „Be-ziehung der Natur auf das Gemüt" geradezu lehrhaft entwickelt unddabei auch seinerseits dem Dichter das Vorrecht zugesprochen, derNatur ius Herz zu sehen, aber daneben doch das wissenschaftlicheErforschen derselben in der großen, zusammenfassenden Weise seinesMeisters Werner gelten und sich von ihm imponieren lassen.
Und min kam Schelling, erfaßte die Aufgabe als eine philo-sophische uud verwandelte die Natnr in Geist. Hierzu half ihmder wiederentdeckte Pantheismus Spiuozas, nnr daß dieser neueslüßiger, lebendiger, seiner Erstarrung in mathematische Formelnentkleidet war.
Wies gemeint ist, zeigt uns vielleicht deutlicher als jede lehrhafteAuseinandersetzung jenes merkwürdige Gedicht „Epikurisch Glaubens-bekenntnis Heinz Widerporstcns" aus dein Jahre 1799, das erstwie Materialismus anhebt:
--behaupte zu dieser Frist,
Daß nur das wirklich und wahrhaft ist,Was man kann mit den Händen betasten
Seit ich gekommen bin ins Klare,Die Materie sei das einzig Wahre,Unser aller Schutz und Rater,Aller Dinge rechter Vater,Alles Denkens Element,Alles Wissens Anfang und End.