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1800 bis 1830:, Schelling und Hegel,
die Form der Phäuomeuologie romantisch. Es handelt sich in demWerk nm das Werden der Wissenschaft und des Wissens, um dieErhebung des Bewußtseins von seinen niedersten Stufen undFormen auf deu zur Erkenntnis des Absoluten nötigen spekulativeuStandpunkt, zum absoluten Wissen. Auch die Phänomenologie de5Geistes ist eine Entwickelungsgeschichte des Einzelbewußtseins. Abermit dieser individuellen Bildungsgcschichte kombiniert Hegel die Bit-dungSgeschichte der Menschheit: die psychologische Entwickelung deS Be-wußtseins ist im wesentlichen identisch mit der Bildungs- oderKulturgeschichte der Menschheit. Und so entfaltet sich vor unserenAugen das reiche Leben des Geistes nach zwei Seiten hin — nachder Seite des Einzelnen als Geschichte seiner Bewnßtseinsstnsenvon den niederen hinauf zu jener höchsten deS absoluten Geistes,und nach der Seite des Ganzen als Geschichte der charakteristischenBildungs- uud Kulturstufen der Menschheit. Diese beiden Seitenwerden aber nicht geschieden und unterschieden, sondern lansendurcheiuaudcr und gehen ineinander über, nnd nicht einmal beider zweiten Reihe verfahrt Hegel streng historisch, sondern hebtmit einer gewissen Willkür diejenigen Epochen heraus, welche fürdie jedesmalige individuelle Bewußtseinsstnfe als Parallelcrscheiuungzu dienen und sie in ein Helles Licht zu setzen vermögen. Um sichhierzn das Recht zu wahren, nennt er keine Namen von Völkern,Philosophen und Nichtnngen, wählt auch gelegentlich solche Er-scheinungen aus, die ihm zufällig uahe lagen, während fie für unsjetzt längst wieder bedeutungslos geworden oder von uns geradezuvergessen sind. Die Fvlge dieser Behandlungsart ist eine gewissellndurchsichtigkeit und Schwerverständlichkeit des Werts, das damitan Dantes Oiviua oommsäia erinnert. Treffend sagt daher Hegelselber: „Das Ziel, daS absolute Wissen oder der sich als Geistwissende Geist hat zu seinem Weg die Erinnerung der Geister, wiesie an ihuen selbst siud und die Organisation ihres Reiches voll-bringe». Ihre Aufbewahrung nach der Seite ihres freien in derForm der Zufälligkeit erscheinenden Daseins ist Geschichte, nachder Seite ihrer begriffenen Organisation aber die Wissenschaft deserscheinenden Wissens; beide zusammen, die begriffene Geschichte,bilden die Erinnerung nnd die Schädelstätte des absolnten Geistes,