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reden, fritzisch gesinnt, denn was ging uns Preußen an"; undebenso war in Schwaben Schubart fritzisch gesinnt. Auch hier wares also der Eiuzelue, uicht der Staat, dessen Tieuer dieser Ein-zelne doch nnr sein wollte, und so hat, jedenfalls außerhalb Preußens ,gerade die Große Friedrichs und die Begeisternng für ihu demIndividualismus uur neue Nahrung gegeben. Wenn man sah,wie anch die Franzosen für den Sieger von Roßbach schwärmten,so konnte man in der That an den Sieg rein menschlicher Größe übernationale Völkertrennung glauben. Und nun folgte gleich hinterdreindie Reaktion in Preußen ; damit schien der Beweis erbracht, daß nurjener „Einzige" den Dank und die Liebe uud die Bewunderung ver-dient habe, am Staat dagegen wirklich nichts gelegen sei. Damalshat auch Wilhelm von Humboldt deu preußischen Staatsdienstverlassen.
Da kam in Frankreich die Revolution, ein großes politischesEreignis, dessen Heldenspielcr nicht ein Einzelner, sondern das ganzeVolk war. Natürlich rüttelte sie auch in Deutschland die Geistermächtig auf und entflammte sie zunächst zu jauchzender Zustimmung:man denke an Klopstock uud Schiller, au Fichte und Wilhelm vonHumboldt, an Georg Forster in dem freilich ganz besonders tollenMainz oder au Josef Görres uud sein „rotes Blatt" in Koblenz;nnd noch 1798 hat sie Kant in der „Nechtslehre" als die „hoff-nungsvolle Wende der Zeiten" begrüßt. Aber bei den meistenfolgte unter dem Eindruck der Pariser Schreckeustage ebenso raschAbkühlung nnd Ernüchterung: so radikal und so blutig hatten sichdiese wcltbiirgerlichen Optimisten eine Revolution freilich nicht vor-gestellt. In demselben Werke von Kant, das als Produkt seinesAlters allerdings anch sonst von Widersprüchen durchzogen ist, giebter dem Schander über die Hiurichtuug eines Monarchen durch seinVolk den denkbar stärksten, Ausdruck; und noch deutlicher spiegeltsich in den Wandlungen von Friedrich Gentz die wechselnde Stimmungdieser neunziger Jahre. Erst begrüßt anch er die Revolution mitlautester Zustimmung, gleich darauf bekämpft er in seiuer Ubersetzuugdes konservativen Werkes von Burke ihren Radikalismus und Indi-vidualismus, lvill sagen: Ronsseauschen Atomismus; als aber 1797Friedrich Wilhelm III. den preußischen Thron besteigt, da ist er