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Die geistigen und socialen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts / von Theobald Ziegler
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1800 bis 1830: Sieg der Hegelschen Rechtsphilosophie,

weder neuen noch tiefen Staatsgedanken gegeben, und sie habendamit um so mehr Eindruck geinacht, weil sie selber sür dieForderungen desselben, besonders auch für die Freiheit der Presse,maunhast eintraten nnd gelegentlich anch dafür zu leiden hatten.Heute ist diese Theorie überwunden, dem Historismus war dasUngeschichtliche und Geschichtstose, der Vorliebe für allesOrganische "das Quantitative nnd Ntomistische daran unerträglich; aber daßder, freilich falsch formulierte, Gedanke des Natnrrechts damitgänzlich abgethan und die kritische Ader, die darin steckte, nllznrasch unterbunden wurde, war doch ein bleibender Schaden undPerlust, den wir erst allerneuestens wieder gut zu macheu unsanschicken. Gewiß ist das Naturrecht keiu unveränderliches undsür alle Zeiten geltendes, nnd es ist keinRecht" im eigentlichenSinn des Wortes, Wohl aber ist es die immer wachsende undwechselnde Idee eines besseren Rechtes, die als Trieb des Fort-schritts sich der Geister bemächtigen will und zu ihrer Verwirklichungdrängt: ohne diese Idee würde das positive Recht verewigt undversteinert nnd die Menschheit in ihren rechtlichen und staatlichenLebensbedingungen zu ewiger Stagnation verurteilt bleiben.

Die romantische Staatslehre.

Allein so wie sie damals vorgetragen wurde; war diese Auf-klärnngsanschauung in der That flach und veraltet und überdies als dieTheorie der französischen Revolution mit dem Stempel deS StaatSgefähr-lichen gezeichnet. Um so leichter konnte daher die Romantik der un-historischen Auffassung vom Staat eine historische, der mechanischeneine organische entgegenstellen nnd es der Weltgeschichte überlassen,den Sieg dieses Neuen über ein Angeworbenes einzuleiten undallmählich durchzusetzen. Am srühesteu Wohl finden wir dieseromantische Staatstheoric bei Novalis . Seine poetisch überspannteVerherrlichung des jungen Preußischen Königspaares kennen wirschon; sie hing zusammen mit seiner Vorliebe für die Monarchieüberhaupt. Aber auch deu Staat als solchen wertete er ganzanders, als dies bisher geschehen war. Ihm war er derMakro-anthrvpos", der Mensch im Großen, das dringendste Bedürfnis fürdeu Menschen:nm Mensch zu werden und zn bleiben, bedarf er