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Vertretung verweist er auf die alten „landständischen Verfassungen",die „aus deu sür sich bestehenden, uicht vou Menschenhändengeschaffenen Grundelementen des Staates entspringen"; und imStaat sieht er die einzige Schutzwehr gegen die revolutionäre Ver-nunft des Einzelnen, in der katholischen Kirche das Bollwerk gegenden Subjektivismus der Protestanten; denn die Reformation erschienihm — dem Protestanten — als die Quelle alles Übels, als derAnfaug aller Revolution. „Etwas Mittelalter, etwas Gottes-guadeutum und ein Überfluß vou Polizeiweisheit" — so ueuutR. Haym in seiner trefflichen Monographie über Gentz diese Mischung.Daß übrigens die Romantik bei dem durch und durch verstandeS-mäßigeu nüchterneu Manne nur Mittel und Schein war, zeigt seineletzte Periode, in der er vou dem Nomantiker Adam Müller zudem Rationalisten nnd Materialisten Holmes zurückkehrt nnd blasiertund skeptisch au der Richtigkeit und Durchführbarkeit seiuer eigenenIdeen zweifelt. Ein großes Talent, aber ein charakterloser Genieß-ling und ein Lniup, das ist unser Urteil über diesen ersten großenpolitischen Jonrnalisten Deutschlands . Und ähnlich wie er hat jaanch der erst so revolutionäre Friedrich Schlegel seine Feder in denDienst der Metternichschen Politik gestellt nnd in seiner „Concordia"gegen „den fanatisch verwilderten Zeitgeist" sür deu christliche»Staat sich ereifert.
Ist aber die politische Romantik in diesen Journalisten imschlimmsten Sinue des Worts reaktionär geworden, so leistete ingeistvollster und seiuster Weise die historische Rechtsschule den reak-tionäre« Tendenzen Vorschub, iudem sie dem liberalisierenden Natur-recht gegenüber den historischen und nationalen Ursprung des Nechtsbetonte und es, wie die Germanisten jener Tage die Sprache, ausder Volksseele und dem Volksgeist ableitete. Wenn aber Savigny ,neben K. F. Eichhorn der Begründer dieser Schule uud zugleich dergrößte Jurist unter den Romantikern, ans solchen Gedanken herausseiner Zeit deu Berus zur Gesetzgebung absprach und L!c>6s ^apo1«Zonuud PreußischesLaudrecht als künstliche und willkürlich gemachteGebildescharf und teilweise ganz ungerecht kritisierte, so verurteilte er da-mit Zeit uud Staat und .Volk überhaupt zu einem qnietistischenZuwarten, einem kouservativen Stagnieren und sügte sich so doch