Die romantische Staatslehre.
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trefflich ein in die Mctternichsche Politik des Stillstands und derKirchhofsrnhe. Der wissenschaftlichen Jurisprudenz freilich wiesdiese Schule, allen voran Eichhorn, als neue wichtige Aufgabe dieErforschung der deutschen Ncchtsgeschichte zu, es zeigten sich abergleich iu ihrem Entstehen auch schon die Gefahren, mit denen der Histo-rismus unser Jahrhundert bedroht, die Wnnden, die er ihm ge-schlagen hat.
Die romantische Staatstheorie im engereu Sinn aber fandihren Hauptvcrtreter in Adam Müller , der in staatswissen-schaftlichcn Schriften Adam Smith bekämpfte und damit derNationalökonomie unserer Tage vorarbeitete. Im direktesten Gegen-satz zu Wilhelm von Humboldt erklärt Müller in seinen „Elemen-ten der Staatskunst" den Staat für „die Totalität der menschlichenAngelegenheiten, ihre Verbindung zu einem lebendigen Ganzen".Er ist ihm „das ewig bewegte Reich aller Ideen: das körperliche,physische, ergreifbare Leben reicht nicht hin ihn zu deduzieren, undwir waren genötigt, alles Unsichtbare, Geist, Sitte, Herz, das ganzeidcalische Treiben deS Menschen zurückzufordern, die dem Staatabwendig gemachten Gcdauken der Bürger zu vindizieren, als wiruns bestrebten, das Wesen des Staates zu erkennen". Oder wieer anch sagt: „der Staat ist nicht eine bloße Manufaktur, Meierei,Afsekuranzanstalt oder mcrkantilische Societät; er ist die innige Ver-bindung des gesamten physischen und geistigen Reichtums, des ge-samten inneren nnd äußeren Lebens einer Nation zu einem großenenergischen, unendlich bewegten und lebendigen Ganzen". In diesemSinn wendet er sich ebenso gegen die eudämvnistische wie gegen dieKantischc Lehre vom Zweck des Staates, den sie ihm alle viel zueng fassen. „Fragt nun noch irgend jemand: was ist denn derZweck des Staates? so frage ich ihn wieder: dn betrachtest alsoden Staat als Mittel? als ein künstliches Mittel? Ordnung, Frei-heit, Sicherheit, Recht, die Glückseligkeit aller sind erhabene Ideenfür den, der sie ideenweise auffaßt; der Staat, wie groß und er-haben, wie alles umfassend, wie in sich nnd auf sich selbst ruhender auch sei, verschmäht es nicht, mitunter betrachtet zu werden, alssei er nur um eines dieser Zwecke willen da; er ist aber zu groß,zu lebendig, um sich, den Wünschen der Theoretiker gemäß, einem