bevor seine große Zeit kam, sich angeschickt, wie das Recht so nocheine andere von jenen Erscheinungsformen nnd Schöpfungen desmenschlichen Geistes wissenschaftlich zn erkennen nnd historisch zubegreifen — die Sprache. So nimmt nnter den Händen der Neu-humanisten die klassische Philologie eiucn ueuen Aufschwuug, undaus der Romantik heraus entsteht als neuer Zweig der Sprach-wisseuschaft die Germanistik; begriffen aber wird jene als ein Teilder Altertumswissenschaft überhaupt, und diese findet in der deutschenLitteraturgeschichte ihren Stützpunkt und ihren Zweck, schließt übrigensnach Jakob Grimms Absicht anch die Arbeit des Historikers nnd desJuristen in sich.
Am umfassendsten und tiefsten geht Wilhelm von Humboldt zu Werk: er strebte immer und überall znm Ganzen, was derganzen Menschheit zugeteilt ist, wollte er in seinem innern Selbstgenießen; und daher drängte es ihn, über Mann und Weib, überGriechen und Deutsche hinaus zum Menschen zn kommen. In denPhrenäen regten um die Wende des Jahrhunderts die Basken durchihre sprachliche Sonderexistenz seine linguistischen Interessen an unddamit erhielten seine Studien ihre entscheidende Richtung; aber nichtso als ob er damit den Plan den Menschen zu studieren ausgegebenoder auch mir verengt hätte; an der Sprache das Volkstum zuerfassen, das war für ihn der Weg ins Weite uud zum Ganzen;Humboldt blieb Menschenforscher, indem er Sprachforscher wurde.Durch seiueu Bruder wurde er mit den amerikanischen Sprachenbekannt, das Sanskrit machte auch bei ihm Epoche, so wurde erein Meister der Sprachwissenschaft. Zwar haftet seiner gelehrtenProduktion — ich sage nicht: seinem Wissen — immer etwas vomDilettanten an: er schreibt wie ein granä seiAnsar — darin er-innert er an Bacon und dessen sreilich andersartige Ai-i-näsur —,gewissermaßen monologisch nur für fich, unbekümmert, ob feineGedanken so wie sie lauseu sich einsngen in ein Ganzes seinerWissenschaft. Aber als Forscher wird er darum doch von denLinguisten als ein Zünftiger anerkannt. Dabei mochte er aber denPhilosophen nicht verleugnen; und wirklich verträgt ja anch dieSprache, ans der Grenze zweier Welten, der inner-pshchologischennnd der äußer-physiologischen, Natur- und Geistesvrodnkt zugleich,