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1800 bis 1830: Sieg der Hcgelschen Rechtsphilosophie.
Glauben der Geschichte erhob. Wir müssen nns bemühen, Gedichtund Verfälschung zn scheiden nnd den Blick anstrengen, um dieZüge der Wahrheit, besreit vou jeueu Übertünchnngen, zn erkennen.Jenes, die Trennung der Fabel, die Zerstörung des'Betruges, magdem Kritiker genügen- er will nur eine täuschende Geschichte ent-hüllen, und er ist zufrieden, einzelne Vermntnngen aufzustellen,während der größere Teil des Ganzen in Trümmern bleibt. DerHistoriker aber bedarf Positives; er muß wenigstens mit Wahr-scheinlichkeit Zusammenhang und eine glaublichere Erzählung auder Stelle derjenigen entdecken, welche er seiner Überzeugung auf-opfert." Was Niebnhr für die Geschichte geweseu ist, das hatwohl keiner besser zn würdigen gewußt als sein Nachfolger in derBearbeitung der älteren römischen Geschichte, Schwegler. Neidloserkennt er an, daß „Niebuhrs Werk der Behandlung der Geschichtedes Altertums eiueu gauz nenen Charakter verliehen, ein höheresIdeal von Geschichtschreibung aufgebracht und an einem Muster-beispiel dargestellt, ebeu hierdurch aber auch eiueu unermeßlicheuUmschwung in allen Forschungen über römisches Altertum herbei-geführt" habe. Wie es aber auch über die Kreise der Altertums-wissenschaft hiuauS gewirkt hat, bezeugt Goethe, weuu er uachNiebuhrs' Tode sagt: „so eiues Maunes tiefer Sinn und emsigeWeise ist eigentlich das, was uns anserbant. Die sämtlichen Acker-gesetze gehen mich eigentlich gar nichts an, aber die Art, wie er sieaufklärt, wie er mir die komplizierten Verhältnisse deutlich macht,das ist's, was mich fördert, was mir die Pflicht auferlegt, in denGeschäften, die ich übernehme, auf gleiche gewissenhafte Weise zuverfahren."
Endlich sei hier noch erwähnt, daß anch die Romantik aufdie klassische Philologie Einfluß gewann — in Heidelberg , woGeorg Friedrich Creuzer sich von ihr für seine mythologischenStudien die Wege weisen lassen wollte. Seine „Symbolik undMythologie der alteu Völker, besonders der Griechen" erwies diesenWeg freilich als einen Irrweg, indem er nach Rohdes treffenderCharakterisierung „das für den wahren Lebenstrieb ältester Religionnahm — ein phantastisches, halb philosophisches Begriffsspiel, dassich in sinnfälligen Symbolen mit Bewußtsein nur halb kundgäbe—,