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Die geistigen und socialen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts / von Theobald Ziegler
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1830 bis 1848: Die religiöse Bewegung,

müßte der Hund dciS frömmste Geschöpf und der beste Christ sein,so schießt er mit diesem Spott doch weit über das Ziel hinaus uud ver-leugnet seine eigenen seinereu Vorstellungen vom Anteil desHerzens"am Wesen der Religion. Das Mißtrauen Hegels gegen alles bloßSubjektive nnd Individuelle kommt darin wie für die Moral soauch für die Religionsphilosophic zum Ausdruck, nnd der Panlogismnsmit seiner Bevorzugung des Denkens und Begreifens drängt sichbedenklich in den Vordergrund und zeigt sich gerade der Religion gegen-über mit ihreu irrationalen Gefühlselementen doch nicht ausreichend.

Aber die Versöhnung zwischen Glanben und Wissen erscheintauf diesem Boden allerdings aussichtsvoll. Religion ist selberWissen, das Wissen deS absoluten Geistes von sich im endlichenGeist. Also gehören zwei Faktoren dazu: ein objektiver, Gott, denman als Geist fassen muß; denn als solcher ist er zugleich sür denGeist, ist absolutes Manifestieren, Schaffen eines anderen, dessubjektiven Geistes, für welchen er ist; Schaffen aber ist sich Offen-baren Gottes. Uud fo tritt neben das Objektive sofort auch dasSubjektivmenschliche, neben Gott die Religion, die nichts anderes ist alsdas Bewußtsein des Meuscheu von Gott . Dieses Bewußtsein aber ist keinFertiges, sonderu auch einmal wieder ein sich Entwickelndes, das sichErheben aus dem Äußerlichen und Nichtigen zn sich in seiner Wahr-haftigkeit, nnd das Resultat dieser Entwickelung ist die Religionalsdie Freiheit des Geistes in seinem wahrhasten Wesen; das wahrhafteBewußtsein ist uur das vom Geiste in seiner Freiheit. In diesem not-wendigen Gang liegt der Beweis, daß die Religion etwas Wahr-haftes ist, nnd derselbe Gang bringt unmittelbar den Begriff derReligion hervor". Diese Entwickelung vollzieht sich in drei Stufen, alsGefühl, als Vorstellung uud als Gedanke. Indem jedoch das Gesühl, wiewir schon wissen, von Hegel allzusehr als das zu überwiudeude Indi-viduelle uud Zufällige gefaßt wird, bleibt für die Religion im wesent-lichen nur die zweite Stufe, die Form der Vorstellung, die dann durchdas Deuken des Philosophen an den Beweisen vom Dasein Gottesin das Reich des Wissens übergeführt wird. Der religiöse Menschhat denselben Inhalt wie der Philosoph, nur in einer anderen,wesentlich sinnlichen, sei es nun bildlichen oder geschichtlichen Formund Einkleidung.