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Die geistigen und socialen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts / von Theobald Ziegler
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Beginn des Kampfes gegen den deutschen Katholizismus. 219

Periode dein jungen katholischen Geschlecht von hente wie auS demGedächtnis gewischt istein Stück untergegangener Welt wiedie des alten Ägypten? oder Assyriens". Erleichtert wurde derKirche dieser Sieg dnrch das Ungeschick der preußischen Diplomatenin Rom , von denen erst Nielmhr durch seine Abneigung gegenjeden kirchlichen wie politischen Liberalismus und seine der römischenHinterlist uicht gewachsene Verftäudnislosigkeit sür die Macht dieserKirche, dann vor allem Bunsen dnrch seine sanguinische Leicht-gläubigkeit und seine dilettantische Pietgeschästigkeit dem gewandtenund geschästskuudigen Gegner leichtes Spiel gab. Im übrigenarbeitete die Zersplitterung Deutschlands iu eine Menge kleinerund allzu selbständiger Staaten Rom in die Hände, mit ihnenwar leichter fertig zu werden als mit einem einheitlichen nndmachtvollen Ganzen. Endlich war auch die zunächst gegen dieKirche gerichtete Säkularisation der geistlichen Fürstentümer zuAnsang des Jahrhunderts ihr schließlich doch wieder zu gutegekommen' ans deutschen Fürsten waren katholische Würdenträgerund Hierarchen geworden, die naturgemäß mehr Juteresse an ihrerKirche als am deutschen Staat hatteu und immer mehr einenausschließlich kirchlichen Sinn bethätigten.

In die Erscheinung tritt diese aus Uuterdrückuug des freiheit-lichen germanischen Geistes gerichtete Tendenz der römischen Kirchezuerst in der Mißhandlung des Konstanzer BistnmsverweserS vonWessenberg. Dieser, eine der frömmsten und liebenswürdigstenGestalten des deutschen Katholizismus, war auf dem Wiener Kongreß für den Gedanken einer deutschen Nationalkirche vielleicht mehrtapser als geschickt eingetreten. Dafür wurde seine Wahl zumKapitularvikar in Konstanz von der Kurie verworfen. Trotzdemist er damals war so etwas noch möglich! dnrch denbadischen Staat und getragen von der Liebe und Verehrung seinerganzen Tiöeesangeistlichkeit Jahrelang auf diesem Posten gehaltenworden: Fürst nnd Regierung, Geistliche und Laien wnßten, wassie an ihm hatten. Und nnn war er eifrig bemüht in der ihmhierzu gelassenen Spanne Zeit den Klerus durch eine wahrhaft christ-liche Bildung nnd dnrch besondere Pflege der praktischen Theologiezu heben nnd das Volk sittlich nnd religiös zu fördern; deshalb