mesiaueru besetzt und auch auf die Praktische Schulung der Geist-lichkeit am Rhein war dieser Einfluß ebenso stark als günstig: derErzbischof Spiegel von Köln hat dieses letztere stets anerkannt, nnd seinNachfolger Droste berechnete die Zahl der von ihm perhorreszierteuhermesianischen Geistlichen in seiner erzbischöslicheu Divcese auf mehrals fünftausend. Deun Eiferer wie dieser Herr von Droste-Vischering, Graf Stolberg nnd andere mußten Anstoß nehmen aneiner Lehre, die den Zweifel auch nur als Durchgangsstadium sürzulässig erklärte und den Glauben von der Vernunft abhängig zumacheu schien, nnd so wurde auf ihr Betreiben — nach seinem undseines Beschützers Spiegel Tod — 183S seine Lehre vom Papstverworfen, die Lektüre seiner Schriften verboten und den Professorenin Bonn untersagt, darüber zu lesen. Die preußische Negierung,statt ihre Professoren und die Lehrfreiheit ihrer Universitäten zuschützen, ließ es geschehen oder begünstigte nnd unterstützte gar uochdas kirchliche Vorgehen. Die Hermesianer wehrten sich für sich undihren Meister, so gut es ging, und eine Zeitlang wogre der Kampsin leideuschastlicher Erregung hin und her: allein schließlich siegteauch hier Roms Macht über deutsche Wissenschaft, der Jesuit Perroneals letzter großer Dogmatiker der römischen Kirche mit seinen1>i'aölL<ztl0QeL tlisolo^ioas über die ihm philosophisch weit über-legenen Bonner Professoren.
Eine eigentümliche Stellung in diesem Entwickelungsprozeßuimmt Möhler ein. Auch er vertrat eiuen idealen Katholizismusund zeigte sich iu deutscher Wissenschaft durchaus bewandert, selbstder Einflnß Schleiermachcrs nnd des „Pektoralisten" Neander istbei ihm deutlich spürbar. Aber im Gegensatz zu Hermes stellte ersein reiches Wissen nnd sein feingeschultes dialektisches Denken dochganz anders als alle die Älteren in den Dienst der römischenKirche und bedeutet somit einen weiteren Schritt von der Wieder-erneuernng der katholischen Frömmigkeit zu der Herrschast derrömischen Kirche, der sich nun auch die deutsche Wissenschaft frei-willig zu beugeu beginnt. In der Schrift über die Einheit derKirche „wagte er" — ich brauche hier die Worte eiues strengkatholischem Beurteilers — „den Cölibat wieder zu verteidigen, vondem damals viele glaubten, es sei besser ihn sallen zu lassen, da er