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1830 bis 1848: Die religiöse Bewegung.
doch inn' von den einen übertreten, von den anderen gelästertwerde". Und in der 1L-Z2 erschienenen „Symbolik" suchte er mitden schärfsten Waffen den Protestantismus auch „wissenschaftlich znvernichten". So sehr wir aber dabei sein Bemühen um eiuevertiefte uud idealisirende Begründung deS Katholizismus, die Groß-artigkeit, Tiese uud Feinheit seiner Auffassung uud die Geschicklicy-keit uud Kunst in der Umdeutnug uud Vergcistigung des Dogmasanerkennen müssen, dem Protestantismus ist er dabei doch nichtgerecht geworden, ihn hat er geradezu karikiert. Noch zu meinerZeit konnte in Tübingen kein Student der Protestantischeu TheologieMvhlers Symbolik uugeleseu lassein wir hatten aber alle den Ein-druck, das; hier nicht mit gleichem Maße gemessen, sondern einemidealisierten d. h. ans der Idee und dem Priuzip heraus begrisfeueuKatholizismus absichtlich ein karikierter d. h. ein in seiner empiri-schen Endlichkeit und Mangelhastigkeit gezeichneter Protestantismus gegenüber gestellt werde. Ju diesem Sinn hat auch Baur, dasHaupt der Protestantischen Tübinger Schule, deu Kampf gegenMvhler mit Erfolg führeu uud nun seinerseits zeigen können, wasder empirische KatholiziSmns ans jenem Prinzip gemacht hat undwelches ideale Prinzip dem vielfach gespaltenen und hinter seinerIdee zurückgebliebenen Protestantismus zu gründe liegt. Dabeihat man durchaus den Eindruck,, daß hier um Großes gestrittenwerde uud daß die Streiter in den Künsten der Dialektik einandergewachsen seien; nnr den Eindruck der Gerechtigkeit hatte mau beiMvhler nicht.
Eben deswegen verschärfte diese Polemik um die MvhlerscheSymbolik den Gegensatz aufs neue, der seit Joseph II. glücklich ab-geschwächt gewesen war, und so knüpst sich an den Namen diesesstreitbaren Theologen der Beginn einer neuen polemischen Ära inDeutschland , in der sich die Kluft der koufessionelleu Gegensätze bisheute nur immer mehr erweitert hat. Übrigens ist gerade das Feinsteund Beste au der Möhlerscheu Symbolik, jene idealisierende Ver-geistigung kirchlicher Dogmen nnd Einrichtungen und überhauptsein Eingehen auf wissenschaftliche Ergebnisse nnd Bedürfnisse derGegenwart, als zu deutsch im wesentlichen ohne Nachwirkung ge-blieben und abgelehnt worden, Möhlers kirchliche Gesinnung selber