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Die geistigen und socialen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts / von Theobald Ziegler
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Die Kirchenpvlitik des Königs.

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Meinung, das; den religiösen Überzeugungen ein möglichst freierSpielraum gelassen werden müsse", sondern vielmehr nur die Ab-neigung gegen die Uuion, in der er lediglich ein Zeichen des um sichgreiseuden Jndifserentismus und Unglaubens sah. Aus Pietätgegen seineu Pater und aus einem gewissen königlichen Unfehl-barkeitsdünkel heraus, der auch dem Vorgänger zu gute kam, hielter sie äußerlich aufrecht! aber die wachsenden Angriffe der Evan-gelischen Kirchenzeitnng im Interesse einesreinen" Luthertumszeigten, was man in den Kreisen der Eingeweihten glaubte undhoffte. Und wenn er endlich die protestantische Kirche vom staat-lichen Zwang und Bann loslösen wollte und schließlich eine evan-gelische Generalsynode berief, so geschah auch das nicht im Sinnwirklicher Freigebung und Freiheit, sondern war mir wieder einAussluß seiner uns schon bekannten Abneigung gegen den Staatund die bureaukratische Vcrwaltuug. Sein Ideal war auch für denProtestautismus eine bischöfliche Kirche, deren ritterlicher Schirm-herr er sein wollte. Die Synodalverfassung dagegen erinnerte ihnzu sehr an die ihm so gründlich verhaßte Form des polirischen Parla-mentarismus, und deshalb zögerte er, die Beschlüsse jener erstenGeneralsynode zu bestätigen, bis dann freilich auch dies durch dieRevolution gegeustandslos wurde. Dagegen blieb in Wirklichkeitvielfach ein byzantinischer Cäsaropapismus die schlechteste Lösungdes verzweifelteu Problems vom Verhältnis zwischen Kirche undStaat, gerade die, die Schleiermacher in seinen Reden über dieReligion für beide Teile als die verderblichste und verhängnisvollstebezeichnet hatte.

Dieser romantische Sumsnm des Königs und der dadurch ge-stärkte Konfessionalismus derer um Hengsteuberg mit ihrer klein-lichen Engherzigkeit und ihrer fanatischen Unduldsamkeit war denalten ehrlichenRationalisten" und den unter dem Einfluß derHegelschen Linken stehenden radikaleren Geistern in der Geistlich-keit, einem Uhlich.nnd Wislicenus in der Provinz Sachsen odereinem RuPP in Königsberg in der Seele zuwider. Sie erhoben da-her lauten Protest und waren in diesem Augenblick wirklichdieLichtfreunde", als die man sie erst verhöhnte und dann, als auchsie zur Parteibildnng schritten und unter den Gemeinden Anhang