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Die geistigen und socialen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts / von Theobald Ziegler
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1830 bis 1848: Friedrich Wilhelm IV.

des Kölner Wunderwerkes von der katholischen Kirche im Interesseihrer Wiedererstarkuug verwertet und als ein Sieg ihrer Machtund Herrlichkeit verstanden und ausgebeutet worden? Daß dieFreude keine reine sein konnte, daran sind die Liberalen wirklichnicht schuld.

Der König und die Wissenschaft. Schelling .

Hatte aber der König auf dem Gebiete der Kunst schließlichdenuoch mit diesem einen großen Wurf gegen seine Gegner rechtbehalten nicht freilich in dem wie er es meinte, aber in dem,was er thatsächlich dabei erreichte und leistete, so mißglückte ihmauf einem anderen, dem Gebiete der Wissenschaft ein Plan, derihm ganz besonders am Herzen lag. Wir wissen, wie verhaßt ihmdie Hegelsche Philosophie war, deren Vertreter ja sraglos unterdem Ministerium Altenstein, namentlich durch dessen vortragendenRat Johannes Schulze besonders begünstigt nnd bei Besetzung vonUnivcrsitätsprofessuren bevorzugt worden waren: sie war in denzwanziger und dreißiger Jahren wirklich die preußische Staats-philosophie. Das Auseinandergehen der Schule in eine Rechte undeine Liuke und die immer radikalere Entwickelung der letzteren schienaber doch der Abneigung des Kronprinzen recht zu geben, und sowar es kein Wunder, daß er als König die praktischen Konse-quenzen zog.

So ungeteilt die Freude war, als er die Gebrüder Grimm nach Berlin berief, so waren es doch nicht zwei von den GöttingcrSieben, sondern die Romantiker, die er in ihnen sah und an seinerBerliner Hochschule haben wollte. Allein um Hegel zu überwinden,mußte Ulan einen Philosophen finden. Nun hatte eben in dieserZeit der junge Adolf Trendelenburg an der Berliner Universität inseinenlogischen Untersuchungen" die Nnhaltbarkcit der dialektischenMethode Hegels siegreich dargethan. Allein als Gleichwertiger konntediese wissenschaftlich dünne Persönlichkeit Hegel unmöglich entgegen-gestellt werden, dazu besaß er nach außen zu wenig Autorität, undsachlich war sein eigenes an Aristoteles sich orientierendes Philo-sophieren über die Körperliches und Geistiges verbindende Kategorieder Bewegung zu sehr nur Gelehrtenweisheit und Kunstprodukt.