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Um sv seltsamer nahm sich unter allen diesen Romantikernin Knnst und Wissenschaft Alexander von Humboldt aus, wie eram Hofe Friedrich Wilhelms IV. umherging, ein Fürst der Wissen-schaft, ein böser Spötter und uicht frei von Eitelkeit und cynischerHeuchelei, wenn er „zwar aus dem Rücken den goldenen Schlüsseldes Hofamtes, zugleich aber die Ideen von 1789 im Herzen trug";denn darüber lassen die Indiskretionen der Lndmilla Assing keinenZweifel. Immerhin gab er, der unter Friedrich Wilhelm IV. seinenKosmos schrieb und als dessen Freund und Höfling galt, dem Königund seinem Hose das wissenschaftliche Relief. Wenn er es einmal alsseine Aufgabe bezeichnet hat, „in den stehenden trüben Urschlammdes Berliner Lebens ein geistiges Prinzip, ein befruchtendes, bildendes,veredelndes zu bringen, das Interesse von der schalsten, ärmstenFrivolität ab auf etwas Höheres, Ernsteres hinzuziehen", so ist ihn:das freilich nur teilweise gelungen. Aber schon daß ein so ernsterund großer Vertreter der strengen Erfahrnngswissenschast über allden großen nnd kleinen Dilettanten am Hofe imponierend und großwie vor ihm nur Goethe staud, uach allen Seiten Einfluß übte undals der „gekrönte Monarch der Wissenschaft" einer ganzen WeltRespekt einflößte, das war doch etwas. Es bewies, daß der Königfür wahre Größe ein offenes Auge und eine Art von Verständnishatte, nur konnte er sie von Scheingrößen aller Art nicht sicherunterscheiden uud nahm daher in den meisten Fällen mit solchenvorlieb.
Die oppositionelle Poesie.
So kam denn, was kommen mußte, auch sür Deutschland dieRevolution, wohlvorbereitet in den vierziger Jahren durch die sichimmer steigernde Heftigkeit der Opposition. Diese richtete sich nichtbloß gegen Friedrich Wilhelm IV. , sondern war im allgemeinender Ausdruck der Mißstimmung nnd des Unbehagens über diedeutscheu Zustünde. Aber daß an eine Reform derselben nicht Handangelegt und ihre Besserung schließlich nur von der Revolutionerwartet wurde, daran trng doch dieser Preußische König und derGeist, aus dem heraus er fühlte, redete, handelte und regierte, dieHauptschuld. Das Wort, das ihm Herwegh zurief: