Erwachen des Nativnalgefühls.
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konnte. So stärkte sich namentlich ans den beiden ersten Germa-nistcnversnmmlnngen in Frankfurt und Lübeck , im Zusammenseinvon Männern wie Arndt, Uhland, den Gebrüdern Grimm , Dahl-mann und anderen, dieses nationale Gefühl und diese patriotischeGesinnung. Was hier an Hoffnungen und Wünschen laut wurde,ging weit hinaus über die Kreise des Faches und der Wissenschaft:wie die Auwaltstagc ein einheitliches Recht sür ganz Deutschland und unter Berufung auf altgermauische Einrichtungen Schvffen-und Schwurgerichte begehrten, so stellten auch die Germauisteu ihreWissenschaft in den Dienst nationaler und freiheitlicher Fordernngen.Aber auch was dieser germanistischen Wissenschaft als solcher inallen den Jahren und im Verlauf der von uns in ihren Anfängengeschilderten Entwickelung gelungen war, galt nicht nur als einTriumph der strengen Wissenschaft mit ihrer historischen und ver-gleichenden Methode, sondern man blieb sich der Herkunft dieserStudien aus dem romantischen Geiste und ihres Zusammenhangesmit dem gesamten deutschen Volkstum durchaus bewußt und be-grüßte sie als Bereicherung und Verherrlichung deutscher Sitte,Sprache und Art. Die Germanistik war damals recht eigentlich diedeutsche Wissenschaft.
Und wie mit den Germanisten zugleich die Historiker tagteu,so stellte sich auch die Geschichtswissenschaft und Geschichtschreibungmit ihnen in den Dienst des nationalen Lebens. Das achtzehnteJahrhundert, dem man mit Recht seinen unhistorischen Sinn zumBorwurf macht, war darum doch erfüllt von Interesse für Ge-schichte und hat eine Reihe großer Historiker hervorgebracht. NebenHume und Gibbou iu England, neben Voltaire und Montesquieu in Frankreich stehen in Deutschland Schlözer und Spittler und fürdie eigene Geschichte besonders Justns Mvser, der iu wahrhaftHerderschem Geiste deutsche Laudesgeschichte behandelte. Durch seiueästhetische Darstellung uud seiue feinsinnige Charakteristik wußteSchiller erstmals in Deutschland das Lesen historischer Werke zu eiuemGenuß für alle Gebildeten zn machen und „die Geschichtschreibungaus den niederen Kreisen des wissenschaftlichen Handwerkes zu be-freien uud sie in freiere, lichtere Bahueu cmporzuweisen"; nnd ebenso
ist der als Historiker ungleich bedeutendere Johannes von Müller
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