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durch seine antikisierende, taeiteisch pointierende Form der neu-humanistischen Zeitströmung mächtig entgegengekommen. Ganz be-sonders aber war es nun die Nomantik, welche die geschichtlichenStudien in dcutschnatioualem Interesse und Geist zu treiben an-spornte und namentlich auf eine gerechte oder gar überschätzendeWürdigung des vom achtzehnten Jahrhundert als barbarisch ver-schrienen und in Mißkredit gebrachten Mittelalters drang. Friedrichvon Raumers Geschichte der Hohenstausen war dafür der adäquatesteAusdruck, und die aus ihr schöpfenden zahlreichen Stanfendramenbewiesen, wie sehr sie der Stimmung dieser romantischen Zeit ent-sprach. So angesehen verdient sie die Mißachtung nicht, in der siehente steht. Der romantische Zauber alter deutscher Kaiserherrlichkeitist durch sie in vieler Herz und Sinn gekommen, und was davonnach Abstreifung des allzu Idealen und historisch Unhaltbarenübrig geblieben ist, das ist ja nichts anderes als — die Be-geisterung für Kaiser und Reich. Wissenschaftlich unendlich vielhöher, nnd doch aus denselben Stimmungen heransgeboren, standdie vom Freiherru von Stein ins Leben gerufene „Gesellschaft fürältere deutsche Geschichtskunde", deren That die seit 1826 unterder Leitung von Pertz erfolgende Herausgabe der Nonumsntg.(?si-intmias llistoriea war — eine kritische Sammlung mittelalter-licher Quellen, die eine wissenschaftliche Durchforschung des Mittel-alters erst möglich gemacht und inzwischen die reichsten Früchtegetragen hat. Bezeichnend ist aber doch, daß auch an der Wiegedieses echt vaterländischen und rein wissenschaftlichen Unternehmensdas Mißtrauen der deutschen Negierungen gestanden und Metter-nich dasselbe als ein „revolutionäres" verdächtigt hat.
Zu der romantischen Richtung gehört endlich auch Leopoldvon Ranke , den die deutsche Geschichtschreibung unseres Jahrhundertsals den Meister ihres Faches verehrt. Er besaß jene objektiveRichtung des Geistes, in der nach Schopenhauer die Genialitätbesteht nnd die Fülle der Ideen, die dazu gehört, und vereinigte so„das feinste Verständnis in der Abschätzung und Benutzung derQuellen, einen auf reine Gegenständlichkeit gerichteten Sinn, der demDarsteller die Gabe wünschenswert machte, sein Selbst gleichsam aus-zulöschen, das Bemühen, die Verknüpfung der Einzelerscheinnng