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1848 bis 1871: Die Revolution von 1848 und 49.
und Bein, kernhafte Gestalten, mit leuchtenden Augen, thatkräftig imGnten und Schlimmen." So ließ sich der Politiker von dem dasMittelalter nnd seine Institutionen verklärenden Romantiker dentäuschenden Schleier vor die Augen ziehen; und aus „Gesühls-politik", wie er selbst sagt, erklärt er sich gegen deu Ausschluß vonÖsterreich: „Österreich ", ruft er, „hat seiu Herzblut gemischt in denMörtel znm Neubau der deutscheu Einheit, Österreich mnß mituns sein und bleiben in der neuen politischen Paulskirche." Diekatholische Fraktion unter Dölliugers Führung, die am besten wußte,was sie wollte, trat von kirchlich-religiösen Gesichtspunkten aus fürdas katholische Österreich gegeu das protestantische Preußen ein.Anch an freiheitlichen Gründen fehlte es nicht, die sich sreilich mit denreaktionären Wünschen vieler Österreicher nnd Ultramontnnen eigen-tümlich mischten und verbanden: eine starke republikanische Parteiwar da, welche aus Deutschland eine sei es einheitliche oder liebernoch eine föderative Republik machen wollte nnd dies in wieder-holten Polksaufstäudeu namentlich in Baden unter Heckcrs Führungzu verwirklichen suchte; sie mußte uatürlich Preußen als den stramminonarchischen, bureaukratisch festgefügten und militärisch am bestendisciplinierten Staat für ihre Pläne besonders sürchten und hassenuud deshalb alles daran setzen, seine Berufung au Deutschlands Spitze zu hintertreiben. Dazu kamen endlich noch specifischpartiknlaristische Gefühlsgründe, die Abneigung des Schwaben oderBayern gegen das stramme und schneidige Auftreten des Nord-deutscheu im allgemeinen und gegen das snffifante nnd schnodderigeBerlinertnm im speciellen, der „Preußenhasz", wie man schon damalssagte. Und dem gesellte sich der nnr zu gerechtfertigte Widerwille allerLiberalen und geistig Freien gegen die Person eines Königs, deracht Jahre lang die Erwartungen getäuscht, romantischen Belleitäteusich hingegeben nnd sich zuletzt »och in dem Revolutionsstnrm soganz unköniglich, feige und starrsinnig zugleich gezeigt hatte.
Aber alleu solchen Antipathien, Wünschen uud historischenLiebhabereien zum Trotz — in der Versammlung siegte der Politischkühle Perstand über das romantisch oder religiös oder freiheitlichfühlende Herz, und nach mancherlei Schwankungen wurde — abernur mit vier Stimmen Majorität! — das Erbkaisertum acceptiert