Friedrich Julius Slahl.
setzte Ztahl dann selber die Theorie ins Praktische. In dieserden Verhältnissen und politischen Fragen des TageS angepaßtenForm wnrde sie die Grundlage für das Programm der konser-vativen Partei, als Parlamentarier nnd Parteisührer vertrat sieStahl selbst in Angriff und Verteidigung mit großem Geschick nndwußte sie dadurch entschieden znr herrschenden zu machen, daß er alsschlagfertiger Debatter uud bedeutender Redner Freuud und Feindzu imponieren verstand. Diese Stahlsche Rechtslehre trat damitfür die konservative Anpassung an die Stelle der Hallerschen,von der früher die Rede war, und wurde um so einflußreicher, jemehr ihr Schöpfer dem plumpen Haller an Feinheit des Geistesund Schürfe der Dialektik sowie an Philosophischer und juridischerBildung überlegen war. Stahl ist stärker in der Kritik als imAusbau eiues eigenen Systems. Mit Geschick bekämpfte er dahernoch einmal die veraltete und doch noch immer nicht ganz über-wundene Vertrags- nnd Naturrechtslehre als diejenige, auf der derLiberalismus aufgebaut sei. Den Liberalismus aber galt es ja vorallem zu überwinden als „das System der Revolution". Wenn erdabei auch deu Unterschied zwischen den radikalen nnd den gemäßigtenElementen desselben nicht übersah, so lag es ihm doch als Partei-mann nahe, ähnlich wie Plato den Sophisten gegenüber, denLiberalismus als solchen auch für die extremsten uud radikalstenGedanken uud Ausschreitungen verantwortlich zu machen. Ja nochweiter klittert er sogar so: „das socialistische System ist das not-wendige Ergebnis, das notwendige Ende der Revolution. Wie sie nachder Konseanenz ihres eigenen Prinzips vom Stadium des Liberalis-mus weiter gedrängt wird zu dem der Demokratie, so vom Stadiumder Demokratie zu dem des Socialismns, und zwar ist hier derFortgang von der Art, daß die demokratische Partei nicht bloß diesocialistische als ein anderes Element nach sich zieht, sondern sichselbst zur socialistischen steigert". Die üble Einseitigkeit des Liberalis-mus aber, „seiue tiefe Verirrung, ja tiefe Versündigung" bestehtnach ihm darin, daß er „zu seiner Triebfeder die Menschlichkeithabe, gelöst von der Gottesfnrcht", daß seine Weltanschauung uudganze Weltordnung also „den Stempel der tiefeu Profauität"trage: womit er doch nur seine eigene „tiefe" Unfähigkeit cnt-