314 1848 bis 1871: Die Reaktion der fünfziger Jahre.
Aggression" kennzeichnete. Trefflich verstand es Bimsen, die sophistischenFechterküuste seines Gegners aufzuzeigen, mit Recht sah er in solchenÄußerlingen Ausflüsse einer „jüdisch-scholastisch-Pietistisch-luthera-uischeu Weltauschauuug"; uud gauz besonders tief faß es, wenn errief: „Herrn Stahls Ansicht ist nicht halbkatholisch, sondern ganzkatholisch oder (damit keine Unklarheit bleibe) ganz papistisch. Wennes einmal zu einer endgültigen Auseinandersetzung Herrn Stahlsmit der uuierteu Landeskirche Preußens oder dieser mit ihm kommensollte, so sagen wir ihm vorher, salls er bei seiner Lehre von derKirche beharrt, werde er weniger Schwierigkeit sinden, sie in München geltend zu machen als in Erlangen ." lind endlich weist er nach,wie die Stahlsche Umkehrung des evangelischen Begriffs der Kircheund seine Lehre vom christlichen Staat die Union in Preußen unddie freie Schriftforschung auss schwerste gefährde und bedrohe.
Positiv aber erklärt er sich in vollem Gegensatz zu Stahl uudseiueu Gesiuuuugsgenvssen sür Gewissensfreiheit als das eine, wasjetzt dringend nvt sei, d. h. „Freiheit des Göttlichen im Einzelnen nndin der Gemeinde nnd Anerkennung, daß Gewissensdruck Auflehnengegen Gott ist". „Nur unter diesen: Banner ist es möglich, allemUnbedingten zu widerstehen, das seine Herrschaft geltend machenwill im Gebiete des Geistes mit Rechtszwang des Staates und derKirche. Nur dem Staate der Freiheit steht es an, Gewaltthätigkeitzu verdammen, nur ihm gelingt es, Duldung zu gründen, wo siefehlt, sie zu verwandeln in Freiheit, wo sie besteht"; oder wie esan einer anderen Stelle heißt: „Gewissensfreiheit, Gemeinde, Persön-lichkeit, diese drei bleiben uns übrig als Gottes Boteu au uus füruuser geistliches und geselliges Lebeu uud gegenüber von Gewissens-drnck nnd Verfolgung, von Knechtung des Geistes und von Gewalt-thätigkeit."
Man kanu sich denken, welches Aussehen uud welchen Jubeldiese mannhaften Worte bei allen Freigesinnten in ganz Deutsch-land erregten. Obgleich nichts weniger als populär geschrieben er-lebten „die Zeichen der Zeit" in wenigen Monaten drei Auflagen.Man sah darin wirklich einen Aufschrei des protestantischen Ge-wissens wie gegen römische so anch gegen lutherisch-kvnsessionelleUnduldsamkeit nnd Gewaltthat. Persönlich aber hat Bunsen durch