Der Materialismusstrcit. 331
punkte und Berufe aus ist, das Gebäude selbst." Sondern Feuerbachwollte den Einfluß der Ernährung, der Lebenshaltung und Lebens-lage auch auf das sittliche Handeln des Menschen durch jenes Wortzum Ausdruck bringen und mit Moleschott die Besserung dermateriellen Lage der arbeitenden Volksklassen im Interesse ihrersittlichen Hebnng befürworten. Selten ist also ein Wort thörichterund böswilliger mißdeutet worden.
Besser verstand man in den regierenden Kreisen diese Kon-sequenz der materialistische» Lehre. Die freiheitliche und socialistischeWendung des Materialismus gab ihnen den Anlaß und seiueturbulenten lind maßlosen Angriffe einzelner Wortführer den Vor-wand, um in Tübingen Büchner, in Heidelberg Moleschvtt — diesenbezeichnender Weise etwa gleichzeitig mit dem Hegelianer KuuoFischer — von ihreu Lehrstühlen zu verdräugeu.
Gerechtfertigt aber schien dieses Mundtotmacheu der Mate-rialisten durch den Staat diesem um so mehr, als die Philosophie,welche die uächste Pflicht gehabt hätte, ihren Anstnrm mit geistigenWaffen zu bekämpfen, dazu sich völlig unfähig erwies. Sie lag inden fünfziger Jahren so völlig darnieder, daß sie in der That alsder schwächere Teil sich erwies und ihre Antworten meist rechtunsicher und dürftig klangen. Die Ulrici, Herm. Fichte, Fabri undwie diese Antimaterialisten alle hießen, waren schlechte Kämpen undverschafften den immer kecker und fanatischer ihr Hanpt erhebendenGegnern leichte Triumphe. Sie alle wollten zuviel beweisen —nicht nur deu Materialismus widerlegen, sondern zugleich auch dietheistische Weltanschauimg und die christlichem Dogmeu ihm gegen-über Philosophisch sicher stellen. So hatten auch sie den KantischenKritizismus vergessen, waren so dogmatistisch wie ihre Gegner undboten daher nicht nnr der Widerlegung dieselben Handhaben, wassie aus Kauts Antimonien hätten wissen können, sondern warenauch iu alleu naturwissenschastlichen Fragen thatsächlich schwächer,weil hier ihr Wissen aus zweiter Hand stammte und wirklich diesesueue Wissen mit den veralteten Verstellungen der christlichen Dog-matik auf vielen Punkten unvereinbar war.
Viel wirksamer war daher die Bekämpfung des Materialismusvon seiteu der Naturwissenschaft selbst; denn nicht alle Vertreter