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1848 bis 1871: Die Reaktion der fünfziger Jahre,
derselben standen zu seiner Sache. Ans der Göttinger Natnr-sorscherversammlnng im September 1854 kam es sogar zu einergroßen und dramatisch sich zuspitzeudcn Auseinandersetzung zwischenbeiden Parteien. Nudolph Wagner nahm in seinem Vortrag„Menscheuschvpfung und Seelensubstanz" den Kampf um die Seeleauf, zog sich aber von Karl Vogt den Borwurf des „Köhler-glaubens" zu, den er durch seine Berusung auf die Bibel und seinekindliche Vorstellung von der Seele selbst provoziert hatte, und giugzum mindesten nicht als Sieger aus dem Streit hervor. Durchdie Eiumischuug theologischer Gesichtspunkte und die unhaltbarenVersuche, z. B. die biblische Schöpfuugssage mit den Ergebnissendes modernen Natnrerkennens in Einklang zn bringen, machtenMänner wie Wagner oder Psaff in Erlangen ihre Sache nichtbesser nnd verhalfen den Gegnern zu immer neuen Triumphen.Wirkungsvoller war die Zurückweisuug des Materialismus durchLiebig iu der vierten Auflage seiner chemischen Briefe. Er gabzwar der exakten Naturforschung Recht, daß „alle Kräfte derMaterie wirklich Anteil haben an dem organischen Prozeß"; aberdaß „die anorganischen Kräfte es thun und für sich ausreicheu, denOrganismus, ja den Geist hervorzubringen", erklärte er sür völlignnerweisbnr und wies mit starken Worten die Machtsprüche dieser„Dilettanten in der Natnrwissenschaft" zurück. Wenn er freilicherklärte: unsere Verminst erkenne, daß die Ideen der organischenWelt einen Urheber haben und daß iu dem lebendigen Leib eineUrsache bestehe, welche die chemischen und physikalischen Kräste derMaterie beherrsche und sie zn Formen zusammensüge, welche außer-halb des Organismus niemals wahrgenommen werden, so war dasselbst uichts anderes als ein solcher Machtspruch eutgegengesetzter Art.llud wenn er zn den „Behauptungen der Dilettanten" auch dieLehre rechuete, daß „in einer unendlichen Reihe von Jahren, überdie sie aus das wohlfeilste verfügen, aus dem niedrigsten Organis-mus, der in der That als eine einfache Zelle sich darstellt, einhöherer, und aus diesem ein noch höher stehender und nach undnach die ganze Mannigfaltigkeit der Schöpfung entstanden, daßPflanzen uud Tiere eine ununterbrochene Kette bilden und Über-gänge nicht geleugnet werdeu köuueu", und dagegen erklärte: „die