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1848 bis 1871: Die Reaktion der fünfziger Jahre.
schaumig des Schönen, das ein interesseloses Erkennen ist; undsein Objekt sind die Jdeeu, die Schopenhauer von Platon über-nimmt »nd als zeitlos und anßerräumlich in die Mitte stelltzwischen deu All-Eiuen Willen und die unendliche Vielheit undGeteiltheit der Erscheiimugswelt. Das ist eine Betrachtungsweise,welche uns das innere Wesen der Welt erkennen lehrt und so überdie Erscheiuuug hinausführt, „nicht nach dem Woher nnd Wohinnnd Warnm, sondern immer und überall uur uach dem Was derWelt frügt, die Dinge nicht nach irgend einer- Relation, nicht alswerdend nnd vergehend, kurz nicht nach einer der vier Gestaltendes Satzes vom Grunde betrachtet, sondern umgekehrt gerade das,was nach Aussonderung dieser ganzen, jenem Satze nachgehendenBetrachtungsnrt uoch übrig bleibt, das in allen Relationen er-scheinende, selbst aber ihneu nicht unterworfene, immer sich gleicheWesen der Welt, die Ideen derselben zum Gegenstand hat". Dasist sreilich nicht für alle, nicht für die Fabrikware der Natur,sondern nur für einzelne bevorzugte Geister möglich, ist mit einemWort Sache des Geuies. Nehmen wir dazu noch, daß von dieserErkenntnisart wie die Kunst und Kuustbetrachtung, so auch die Philo-sophie ausgehen soll, so enthüllt sich uns in diesem Ästhetizismns,Aristokratismus und Genieknltus der durch und durch romantischeGeist des Schopenhauerschen Systems, für das wie für Schelling Philosophie und Kunst, philosophische und ästhetische Auffassungder Welt in eins zusammenfallen und aus einer Wurzel stammen:beide beruhen auf Genialität, die nach ihm „nichts anderes istals die vollkommenste Objektivität" uud den, der sie hat, zum„hellen Spiegel des Wesens der Welt" macht. Ein solches objek-tives Weltauge hatte ihm einst persönlich in Goethe entgegen-gelenchtet. Ganz intim romantisch aber klingt, was er über dieSonderstellung der Musik, der romantischen Kunst aller Künstesagt. Während die übrigen Künste den Willen nnr mittelbar,mittelst der Ideen objektivieren, ist die Mnsik eine so unmittelbareLbjektivation uud Abbild des ganzen Willens, wie die Welt selbstes ist, ja wie die Ideen es sind; sie ist nicht das Abbild derIdeen wie die andern, sondern auf derselben Stufe mit den Ideenstehend das unmittelbare Abbild des Willens selbst. Deshalb ist